10.09.2022
Bischof Kramer: Kirche kann keine Friedensverhandlungen führen

Karlsruhe/Magdeburg (epd). Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, hat sich zufrieden mit den Ergebnissen der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe gezeigt. 

Die Versammlung mit Teilnehmern aus 350 Mitgliedskirchen weltweit war am Donnerstag nach neun Tagen zu Ende gegangen. Kramer, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), es sei deutlich geworden, dass der Ruf nach Frieden weitergehen müsse - „gerade jetzt in diesen Zeiten“.

Es könne jetzt schlecht über eine Versöhnung von russischen und ukrainischen Christen geredet werden. „Da muss erstmal ein Waffenstillstand kommen“, sagte der Landesbischof. Man könne allerdings nicht erwarten, dass auf der Versammlung Friedensverhandlungen von kirchlicher Seite stattfinden, fügte er hinzu: „Das wäre eine völlige Überschätzung und auch ein Trugschluss.“ Anders als auf politischer Ebene rede man aber miteinander und mute sich einander Wahrheiten zu. „Wir bleiben aber trotzdem zusammen, auch wenn die Wahrnehmungen völlig auseinanderfallen“, sagte Kramer.

Der mitteldeutsche Landesbischof erhofft sich von der ÖRK-Vollversammlung einen Schub für die Ökumene. Das gemeinsame Singen und Beten habe „etwas von dieser Einheit spüren lassen“. Dieser Weg ist aus seiner Sicht vielversprechender als der Versuch, Lehrstreitigkeiten oder theologische Positionen auszuräumen. „Das wird ein schwieriger Weg“, räumte Kramer ein.

Der Ökumenische Rat der Kirchen war 1948 gegründet worden und hat seinen Sitz im schweizerischen Genf. Die aktuell 352 Mitgliedskirchen repräsentieren in mehr als 120 Ländern rund 580 Millionen Christen. Die Vollversammlung findet in der Regel alle acht Jahre statt. Erstmals war mit Karlsruhe eine deutsche Stadt Austragungsort.

epd-Gespräch: Oliver Gierens

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