12.08.2019
„Ein Herzstück des humanitären Völkerrechts“ | Irmgard Schwaetzer zur Bedeutung der Genfer Abkommen von 1949
Zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der Genfer Abkommen erinnert Irmgard Schwaetzer, die Präses der Synode der EKD, an deren Bedeutung: „Die vier Genfer Abkommen von 1949 sind, zusammen mit ihren späteren Zusatzprotokollen, ein Herzstück des humanitären Völkerrechts."
Die große Zahl an Staaten weltweit, die sie inzwischen ratifiziert haben, unterstreicht das. Sie alle sind sich einig, dass Menschen in Kriegssituationen vor Grausamkeit und Unmenschlichkeit geschützt werden müssen. Das hat einen großen Wert in sich, den wir uns gerade heute, wo die Wirksamkeit und der Sinn internationaler Abkommen vielerorts in Frage gestellt werden, vor Augen führen müssen.“ Umso wichtiger sei es daran zu erinnern, in welcher Situation vor 70 Jahren die Genfer Abkommen verabschiedet wurden, so Schwaetzer: „Die Teilnehmer der Konferenz standen unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs mit seinen vielen Opfern in der Zivilbevölkerung. Sie ergänzten deshalb bereits bestehende Abkommen insbesondere um den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten. Der Beginn der ersten Bestimmung des 3. Artikels, der allen vier Abkommen gemeinsam ist, liegt mir besonders am Herzen: ‚Personen, die nicht direkt an den Feindseligkeiten teilnehmen […] sollen unter allen Umständen mit Menschlichkeit behandelt werden, ohne jede Benachteiligung aus Gründen der Rasse, der Farbe, der Religion oder des Glaubens, des Geschlechts, der Geburt oder des Vermögens oder aus irgendeinem ähnlichen Grunde‘. In aller Klarheit wird hier die Menschlichkeit als zentraler Wert festgehalten.“
Die Präses der EKD-Synode betont darüber hinaus, heute sei es nicht minder wichtig als vor 70 Jahren, die Situation der Menschen in Kriegen und bewaffneten Konflikten in den Blick zu nehmen und zu fragen, wie sie verbessert werden könne. „Neue autonome oder teilautonome Waffen und Waffensysteme, mögliche Angriffe im Cyberraum, das ungelöste Problem der atomaren Bedrohung bringen neue Fragestellungen. Die Klimakrise birgt großes Konfliktpotenzial und verleiht der Frage der Gerechtigkeit als Grundlage von Frieden neue Dringlichkeit“, führt Schwaetzer aus. „Innerhalb der evangelischen Kirche setzen wir deshalb in diesem Jahr die Frage, wie Krisen und Konflikte friedlich gelöst werden können, auf die Tagesordnung. Sie ist das Schwerpunktthema der diesjährigen EKD-Synode im November. Aber schon im Vorfeld beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage von Frieden und Gerechtigkeit, ganz im Sinne der Jahreslosung 2019, die nach dem Beitrag jedes Einzelnen fragt: „Suche Frieden und jage ihm nach.“ (Ps 34,15).
Mehr zum Thema Frieden finden Sie unter www.ekd.de/frieden.