11.11.2019
Evangelische Kirche berät über Positionen zu Krieg und Frieden | EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm kritisiert Syrien-Politik der USA
Dresden (epd). Frieden und Flüchtlingsschutz, Klimapolitik und Kampf gegen rechts: Mit Aufrufen zu mehr Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit hat am Sonntag in Dresden die Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) begonnen. Schwerpunktthema der diesjährigen Beratungen ist die Friedensethik.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm kritisierte die Syrien-Politik der USA. Der AfD warf er vor, rechtsradikales Gedankengut in der Partei zu dulden. Von der Bundesregierung verlangte er Nachbesserungen beim Klimapaket. Die Pläne zur CO2-Bepreisung reichten nicht aus.
Zur Lage in Syrien sagte Bedford-Strohm, dass die Kurden im Norden Syriens, die maßgeblich zur wirksamen Bekämpfung der IS-Terrormilizen beigetragen hätten, von ihrem Partner USA fallengelassen würden, sei "eine Niederlage einer an Recht und an der Ethik orientierten internationalen Politik".
Die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, betonte, dass es der Kirche auch um den Frieden innerhalb der eigenen Gesellschaft gehe. Ohne die AfD namentlich zu nennen, übte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm scharfe Kritik an der rechtskonservativen Partei. "Wenn im Bundestag und in den Landtagen vertretene Parteien rechtsradikale Ideen in ihren Reihen dulden, dann disqualifizieren sie sich im demokratischen Diskurs", sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.
Schwaetzer und Bedford-Strohm forderten "Klarheit der eigenen Position" auch in der evangelischen Kirche selbst. In der sächsischen Landeskirche, dem Gastgeber der Synode, war kürzlich Landesbischof Carsten Rentzing zurückgetreten. Im Nachhinein bekanntgewordene Texte wertete die Landeskirche unter anderem als elitär und nationalistisch.
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ermutigte die evangelische Kirche in einem Grußwort, sich noch stärker für die Gesellschaft zu engagieren. Der Staat lebe nicht allein von Gesetzen und Rechten, sondern auch von Normen und Werten, sagte der CDU-Politiker.
Konkretisiert wurden in Dresden die Pläne für das Seenotrettungsschiff der EKD. Bedford-Strohm kündigte an, dass am 3. Dezember ein Aufruf des Bündnisses "United 4 Rescue" ("gemeinsam retten") gestartet werden soll. Unter dem Hashtag #WirschickeneinSchiff sei eine Online-Spendenkampagne geplant, sagte er. Im Januar soll möglichst genug Geld für den Erwerb eines Schiffes zusammen sein. Im September hatte die EKD bekanntgegeben, dass sie mit einem Verein die Seenotrettungsorganisation "Sea-Watch" beauftragen will, ein Schiff ins Mittelmeer zu schicken.
Das EKD-Kirchenparlament mit Delegierten aus allen 20 Landeskirchen berät bis Mittwoch in Dresden. Am Samstag waren die Beratungen der lutherischen Landeskirchen und der Union Evangelischer Kirchen (UEK) zu Ende gegangen. Die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) beschloss eine stärkere Mitwirkung junger Menschen in ihren Gremien. Auch die Synode der EKD muss über eine Verfassungsänderung ihrer Grundordnung für mehr Beteiligung junger Menschen abstimmen. Die Vollkonferenz der UEK beschloss eine Trauagende für gleichgeschlechtliche Ehepaare.
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