23.06.2023
Evangelische Kirche feiert Tauffeste an Elbe und Saale
Arneburg (epd). Diesem Tag fiebert Sabine Kaufmann bereits entgegen. Die 52-Jährige aus der Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt wird am Samstag getauft - nicht wie üblich in einer Kirche, sondern in der Elbe.
Im Hafen von Arneburg wird es an diesem Johannistag, wenn die Christen nach biblischer Überlieferung an Johannes den Täufer erinnern, ein großes Tauffest geben.
„Ich hatte Scheu, diesen Schritt vor der eigenen Kirchengemeinde zu tun“, erzählt Kaufmann. Deshalb hat sie sich für das größere und eher anonyme Tauffest im nahe gelegenen Arneburg entschieden: „Der Gedanke an eine Flusstaufe hat für mich Charme und einen besonderen Reiz.“
Davon ist auch Janette Obara überzeugt. „Die Elbe ist ideal für ein solches Tauffest. Das kommt dem biblischen Zeugnis schon sehr nahe“, sagt die Arneburger Pfarrerin. Zum ersten Mal veranstaltet der Evangelische Kirchenkreis Stendal ein solches Tauffest an der Elbe. Auf einer Bühne am Hafen wird ein Gottesdienst gefeiert, auch ein Gospelchor wird auftreten. Über 40 Täuflinge sind laut Pfarrerin Obara für die Feier angemeldet. „Vom Baby bis zur über 50-Jährigen ist alles vertreten.“
Die Feier ist eingebunden in ein Aktionsjahr, mit dem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Jahr für das Sakrament werben will. Unter dem Hashtag #deinetaufe will sie mit Aktionen an besonderen Orten dazu einladen, die Taufe neu zu entdecken. Daran beteiligen sich nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bundesweit rund 1.000 Kirchengemeinden mit Tauffesten oder Tauferinnerungsfeiern.
Auch die mitteldeutsche und die anhaltische Kirche sind nach eigenen Angaben mit mehreren Festen dabei. So gibt es etwa in Merseburg am Samstag eine Prozession vom Dom zur Saale, wo ein Säugling und ein Erwachsener im Fluss getauft werden. In Gernrode im Harz findet von Freitag bis Sonntag ein ganzes Taufwochenende unter dem Motto „Außenseiter“ statt.
Dass sie sich taufen lassen will, steht für Sabine Kaufmann schon länger fest. „Der Glaube war in unserer Familie immer da, aber meine Mutter ist nach persönlichen Enttäuschungen aus der Kirche ausgetreten“, erzählt sie. Dennoch sei in der Familie über den Glauben gesprochen worden.
Vor ein paar Jahren sei sie ein Stück auf dem Jakobsweg bis in den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela gelaufen. Vor allem der Gottesdienst in der Kathedrale habe sie sehr beeindruckt. „Dieses gemeinschaftliche Gefühl unter so vielen Nationen - und alle hatten denselben Gedanken“, sagt Kaufmann.
Im vergangenen Jahr habe es erneut ein Ereignis gegeben, dass sie in ihrer Entscheidung bestärkt habe. „Ich hatte eine Bandscheibenoperation“, erzählt Kaufmann. „Und vor der OP habe ich gebetet: Wenn ich wieder aus der Narkose aufwachen sollte, dann werde ich die Taufe durchziehen.“ Dieses Versprechen will sie nun einlösen.
Sie will die Flusstaufe richtig auskosten. „Ich werde bis zu den Knien im Wasser stehen. Unser Pfarrer wird mir dann das Taufwasser mit den Händen über den Kopf gießen“, erzählt die 52-Jährige. Das erinnere sie an die Taufe im Jordan, wie sie in der Bibel überliefert ist.
Dabei hat Kaufmann nur eine Sorge: „Ich hoffe, dass ich nicht ins Wasser falle“. Das werden laut Pfarrerin Obara manche Täuflinge sogar freiwillig tun: Die ganz Mutigen können sich im tieferen Elbwasser nach hinten fallen lassen und vollständig untertauchen.
Von Oliver Gierens (epd)
Taufe ist das grundlegende Sakrament der Christenheit
Frankfurt a.M. (epd). Die Taufe ist in vielen Familien immer noch ein wichtiges Ritual am Lebensbeginn eines Kindes. Das Ritual ist zugleich die Aufnahme in die christliche Gemeinschaft und in Deutschland auch mit der Kirchenmitgliedschaft verbunden. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) veranstaltet am Samstag (24. Juni) einen Tauftag, um an die Bedeutung der Taufe zu erinnern. Doch warum feiern Christen weltweit eigentlich die Taufe? Fragen und Antworten zum zentralen Fest des Christentums.
Was ist die Taufe?
Die Taufe ist das zentrale Ritual des Christentums. Mit der Taufe ist die Aufnahme in die Kirche verbunden. Die meisten Christen werden bereits als Kinder getauft. Es gibt jedoch auch christliche Kirchen, die eine Taufe von Erwachsenen vorziehen. Die Taufe ist zudem das grundlegende Sakrament (Heilszeichen) der Christenheit.
Was erzählt die Bibel über die Taufe?
Alle vier Evangelisten des Neuen Testaments erzählen die Geschichte von Jesu Taufe im Fluss Jordan durch Johannes den Täufer. Seine Taufe steht ganz zu Anfang seiner Wirkungsgeschichte, die in den biblischen Evangelien festgehalten wird. Die Erzählung berichtet über die Taufhandlung und über ein Zeichen Gottes an Jesus, seinen geliebten Sohn. Bis heute erinnert jede Taufe an dieses Ereignis.
Wie läuft eine Taufe heute ab?
Vollzogen wird die Taufe, indem der Pastor oder die Pastorin den Kopf des Täuflings mit Wasser übergießt oder der ganze Körper in Wasser eingetaucht wird. Dabei wird die Formel „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ gesprochen. In der römisch-katholischen Kirche ist die Taufe neben dem Abendmahl oder der Eucharistie das zweite Hauptsakrament unter sieben Sakramenten. Protestanten kennen ausschließlich die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl.
Weil die Taufe eine heilige Handlung ist, dürfen nur Pfarrpersonen taufen. Allerdings gibt es eine Ausnahme, wenn ein Notfall vorliegt: Wenn beispielsweise ein Mensch im Sterben liegt, dürfen alle Christinnen und Christen taufen.
Wie entwickeln sich die Taufzahlen?
Die Zahl der Taufen geht zurück. Im Jahr 2021 fanden rund 108.600 evangelische Taufen statt, darunter rund 11.600 Erwachsenentaufen. Rund 142.000 Menschen wurden im selben Jahr durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen, darunter 1.500 Erwachsene. Mehr als die Hälfte der Taufen finden den Statistiken zufolge im ersten Lebensjahr statt. Die Zahl der Taufen sank während der Corona-Pandemie, weil Familienfeiern nur sehr eingeschränkt stattfinden konnten. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, lag die Zahl der evangelischen Taufen bei rund 159.600, in der katholischen Kirche bei rund 159.000. 2011 ließen sich den Angaben zufolge noch 193.200 Menschen evangelisch und 169.600 katholisch taufen.
Betrachtet man die evangelische Taufquote, also den Anteil evangelischer Kindstaufen, im Verhältnis zu den Geburten insgesamt, sieht man, dass die Quote in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich abgenommen hat. 1991 lag die Taufquote bei rund 36 Prozent, 2021 noch bei gut 13,7 Prozent.
Warum ist der Tauftag am 24. Juni?
Der Tauftag fällt auf das Johannis-Fest. Der 24. Juni wird als Geburtstag von Johannes dem Täufer gefeiert, weil das Lukas-Evangelium einen Hinweis gibt, wonach Johannes sechs Monate älter als Jesus war. Er wurde demnach also sechs Monate vor Heiligabend geboren. Viele Kirchengemeinden feiern verstärkt in der Zeit um Johanni Tauffeste.
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