04.08.2021
Gedenkstättenleiter: "Wir erinnern an die Besonderheiten der Teilung"

Marienborn (epd). Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn erinnert zum 60. Jahrestag des Mauerbaus besonders an die Folgen des Ereignisses für die innerdeutsche Grenze.

„Ab 13. August bieten wir mehrere Sonderführungen mit dem Schwerpunkt auf gelungene und gescheiterte Fluchtgeschichten aus der DDR an“, sagte der stellvertretende Leiter der Gedenkstätte, Matthias Ohms, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In weiteren Veranstaltungen im September und Oktober gehe es unter anderem um den militärischen Ausbau der innerdeutschen Grenze, die Einführung der Wehrpflicht in der DDR 1962 und die tausendfachen Zwangsaussiedelungen aus den Sperrgebieten 1952 und 1961.

Im Gegensatz zum Mauerbau in Berlin 1961 sei die jahrzehntelange deutsche Teilung nicht so präsent im kollektiven Gedächtnis, sagte Ohms. Dies gelte insbesondere für Menschen außerhalb Deutschlands. Erinnerungen würden geprägt von Bildern: „Und die sind im Fall des Mauerbaus am 13. August 1961 eben um die Welt gegangen.“

„Wir erinnern hier an die Besonderheiten der deutsch-deutschen Teilung“, so Ohms weiter. „Wir vermitteln die historischen Fakten seit 1945, zeigen aber auch an persönlichen Schicksalen, wie sich autoritäre und demokratische Staaten unterscheiden.“ Dabei liege ein Schwerpunkt auf der Darstellung des Rechts auf Freizügigkeit der Menschen, die Kriminalisierung von Ausreisewilligen und die Inkaufnahme von Toten an der innerdeutschen Grenze durch die DDR-Führung.

Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn befindet sich auf dem Gelände der DDR-Grenzübergangsstelle Marienborn an der Autobahn A2 Berlin-Hannover. Diese war Teil des nahezu lückenlos überwachten Grenzsicherungssystems der DDR. „Als Trennwand und Nadelöhr zwischen Ost und West markierte sie eine Nahtstelle im 'Eisernen Vorhang', an der die Spaltung Deutschlands, Europa und der Welt in zwei gegensätzliche Lager manifest wurde“, heißt es auf der Homepage der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt.

„Das Wissen über die Teilung Deutschlands ist durchaus noch oft vorhanden, auch wenn der Lehrstoff meist erst am Ende der Schullaufbahn vermittelt wird“, betonte Ohms. Bei jüngeren Generationen würden die historischen Kenntnisse sehr von den privaten Vorkenntnissen sowie von den Fachlehrern und -lehrerinnen abhängen, sagte der studierte Historiker und Politologe: „Wir haben aber hier die Bauwerke als Zeitzeugen und zeigen, was im Schulunterricht nicht gezeigt werden kann.“

2019 besuchten knapp 138.000 Menschen die Gedenkstätte. Im vergangenen Jahr wurden coronabedingt nur mehr als 49.000 Besucher gezählt. „Vor Corona hatten wir pro Jahr bis zu 300 Schulklassen zu Führungen und Projekttagen.“ Dank der Lage unmittelbar an der Autobahn ist die Gedenkstätte gut auch für Gruppenreisen im Bus zu erreichen.

epd-Gespräch: Lukas Philippi (epd)

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