29.07.2024
Herrnhuter Brüdergemeine ist Welterbe
Herrnhut/Neu-Delhi (epd). Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine sind zum Weltkulturerbe ernannt worden.
Gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sind die Bauwerke der evangelischen Glaubensgemeinschaft in Ostsachsen jetzt Teil des Menschheitserbes, wie das Unesco-Welterbekomitee am Freitag in Neu-Delhi entschied. Die neu geschaffene transnationale Welterbestätte umfasst zudem Siedlungen der Brüdergemeine im US-amerikanischen Bethlehem in Pennsylvania und im nordirischen Gracehill.
Die Siedlungen der Herrnhuter wurden an allen Orten nach denselben Grundsätzen barock und rechtwinklig geplant. Im einheitlichen Städtebau und der schlichten Architektur spiegeln sich die Ideale der Religionsgemeinschaft und ihre gemeinschaftsorientierte Lebensweise wider.
Damit stehen 53 Stätten in Deutschland auf der Welterbeliste, weltweit sind es mehr als 1.100. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, nannte es ein „starkes Zeichen“, dass sich vier Staaten gemeinsam für die Auszeichnung der Herrnhuter Siedlungen eingesetzt hatten.
Sachsen ist auf der Welterbeliste neben der Herrnhuter Brüdergemeine mit den beiden länderübergreifenden Stätten Montanregion Erzgebirge und dem Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau vertreten. Der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal war der Welterbetitel nach dem Bau der Waldschlößchenbrücke 2009 wieder aberkannt worden.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte anlässlich der Aufnahme der Herrnhuter Brüdergemeine, alle drei sächsischen Welterbestätten seien grenzüberschreitend. Das Gefühl, Teil des kulturellen Erbes der Menschheit zu sein, mache die Verantwortung, dieses zu bewahren, zu einer wahren Freude.
Sachsens stellvertretender Ministerpräsident und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) äußerte sich überzeugt, dass Menschen und Wirtschaft vor Ort davon profitieren werden. „In Zeiten, in denen viele negative Nachrichten aus Sachsen kommen, richtet die Entscheidung den Blick auf die vielen Engagierten vor Ort, die an der Zukunft des Freistaats bauen“, betonte er.
Der sächsische Staatskanzleichef Conrad Clemens (CDU) betonte, die gemeinsame Bewerbung mit den USA und Nordirland zeige das weltweite, vielfältige Netzwerk der Herrnhuter. Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) erklärte, die Entscheidung eröffne neue Möglichkeiten für Werbung um Besucher für die Oberlausitz und das Bundesland.
Stammsitz der 1722 gegründeten evangelischen Freikirche ist die Stadt Herrnhut im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Bekannt ist sie unter anderem durch den Herrnhuter Weihnachtsstern. Weltweit entstanden mehr als 30 Siedlungen durch die Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine.
Gegründet wurde Herrnhut von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) bot ihnen auf seinem Landbesitz Asyl. Dort gründeten sie die Herrnhuter Brüdergemeine, eine bis heute existierende evangelische Freikirche.
epd-Nachrichten und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nur mit Genehmigung der Verkaufsleitung von epd (verkauf@epd.de)