09.07.2021
Jenaer Historiker erforschte Predigten Luthers außerhalb Wittenbergs
Jena (epd). 99 außerhalb von Wittenberg gehaltene und inhaltlich überlieferte Predigten Martin Luthers (1483-1546) hat der Jenaer Kirchenhistoriker Roland Lehmann im Rahmen seiner Habilitationsschrift untersucht.
Neben den Kanzelreden zu den regulären Gottesdiensten habe er auch Predigten zu besonderen Anlässen wie Taufen oder Hochzeiten untersucht, teilte die Friedrich-Schiller-Universität am Donnerstag in der Saalestadt mit. Die Ergebnisse von Lehmanns Arbeit sind jetzt unter dem Titel „Reformation von der Kanzel. Luther als Reiseprediger“ erschienen.
Luther sei ein Kanzelredner gewesen, der seine Predigten sorgfältig vorbereitet habe. Dank seines Gefährten Georg Rörer könne die Forschung auf zahlreiche Mitschriften der Predigten in Städten wie Leipzig, Weimar, Eisleben oder Coburg zurückgreifen, erklärte Lehmann. Überliefert seien auch wenige seiner Notizzettel, mit denen er die Predigten vorbereitete.
Inhaltlich spiegelten die Predigten Luthers gesamtes theologisches Denken wider. Ein immer wiederkehrendes Thema sei dabei die Frage nach der wahren Frömmigkeit gewesen, die in enger Verbindung mit seiner Ablehnung des päpstlichen Ablasshandels gestanden habe, erläuterte der Kirchenhistoriker. Die Texte zeigten zudem das Ringen des Theologen um eine neue Auslegung der Heiligen Schrift.
Es sei faszinierend, so Lehmann, wie Luther es immer wieder geschafft habe, die Bibel mit den Erfahrungen seiner Gemeinde zu verbinden. Eine solche schriftauslegende Erfahrungstheologie mache den Reformator „zu einem Prediger von Weltrang“.
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