09.02.2021
Jüdische Landesgemeinde kritisiert Weimarer Demonstration scharf

Erfurt/Weimar (epd). Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, hat eine Demonstration der "Bürger Für Deutschland" am Samstag in Weimar scharf kritisiert. 

Mit einem Kranz mit der Aufschrift "Im Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und Opfer der totalisierenden Diktatur" sei auf der Demonstration der NS-Terror mit den Pandemie-Einschränkungen gleichgesetzt worden, kritisierte Schramm am Montag in Erfurt. Mit der totalisierenden Diktatur sei die Bundesregierung gemeint gewesen.

Die Pandemie-Einschränkungen gleichrangig neben die NS-Opfer zu stellen, sei auf dem Buchenwaldplatz von Weimar besonders erschreckend und beschämend, sagte Schramm. "Wenn ich an die Todesopfer meiner Familie im KZ Neuengamme, im KZ Auschwitz und in der Gaskammer von Bernburg denke, empfinde ich das als unerträglich", erklärte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde.

Auch die Gedenkstätte Buchenwald verurteilte den Aufzug scharf. Das Narrativ sei klar, heißt es auf der Facebook-Seite der Gedenkstätte. Die Opfer der Konzentrationslager würden instrumentalisiert, um den eigenen Widerstand gegen eine vorgebliche "Corona-Diktatur" zu legitimieren. Das sei "Geschichtsrelativismus pur".

Kritik gab es auch an dem Auftritt des früheren Vorstandes des Fördervereins für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen, Ricklef Münnich, auf der Demonstration. Der Verein hatte sich bereits vorige Woche von dem Erfurter Pfarrer distanziert. Münnich begründete seine Rede damit, dass in Deutschland eine Situation vorliege, in der Menschen und Meinungen ausgeblendet würden.

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