03.09.2021
Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt: Kirchliche Bildungseinrichtungen gestalten Themenreihe zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

An dem deutschlandweiten Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ beteiligen sich Bildungseinrichtungen der evangelischen und katholischen Kirche mit der Veranstaltungsreihe „Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt“.

Sie wird am 10. September im Magdeburger Dom eröffnet (17 Uhr). Die Veranstaltungen ermöglichen eine Begegnung mit dem Judentum in unterschiedlichen Facetten, wollen den Dialog zwischen Christen und Juden stärken und Wissen über die jüdische Liturgie und Musik, die Feiertage und die Kunstgeschichte vermitteln.

Die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland ist lang. Auch auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt ist jüdisches Leben seit mehr als eintausend Jahren nachweisbar. „Geprägt waren diese Jahrhunderte von einem stetigen Auf und Ab“, sagt Annette Berger, Leiterin der Evangelischen Erwachsenenbildung Sachsen-Anhalt, „geachtet, wertgeschätzt, gefördert waren Menschen jüdischen Glaubens auf der einen Seite, dann wieder verstoßen, ausgewiesen, verfolgt auf der anderen Seite.“ Ludger Nagel, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung ergänzt: „Auch vor der Shoah wurden unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern vielfältig verfolgt und diskriminiert. Dabei spielte auch christliche oder abergläubische Judenfeindschaft eine entscheidende Rolle.“ Heute versuchen wenige Juden, in Deutschland wieder Fuß zu fassen und ihre Religion mit neuem Leben zu erfüllen.

Die Teilnehmenden erwartet im Magdeburger Dom ein Eröffnungsvortrag des Historikers Fritz Backhaus vom Deutschen Historischen Museum Berlin und früheren Kurator am Jüdischen Museum in Frankfurt am Main über die Magdeburger Juden im Mittelalter.

Auch die Auseinandersetzung mit neuen Formen des Antisemitismus ist Teil des Programms in Halle, Magdeburg und Wörlitz. „Der Angriff auf die Synagoge in Halle war kein singuläres Ereignis, sondern steht im Kontext einer wachsenden Judenfeindlichkeit in Deutschland. Wir möchten darüber diskutieren, wie wir in Sachsen-Anhalt als Kirche und Gesellschaft damit umgehen“, sagt Dr. Reinhard Grütz, Direktor der Katholischen Akademie.

In Halle zeigt der jüdische Fotograf Benyamin Reich im Kunstmuseum Moritzburg Auszüge aus seiner Porträtserie der Überlebenden des Anschlags auf die Synagoge in Halle und spricht darüber, was es heute bedeutet, ein jüdischer Künstler in Deutschland zu sein.

Außerdem wird in Halle der Dokumentarfilm „Juden in Halle“ gezeigt, welcher die fast tausendjährige Geschichte der Hallenser Juden beleuchtet.

Am 9. und 10. Oktober ist die jüdische Kantorin, Schauspielerin und Sängerin Jalda Rebling (Tochter von Lin Jaldati, die gemeinsam mit Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen interniert war und die Todesnachricht von Anne und Margot Frank an den Vater überbrachte; ging als überzeugte Kommunistin in die DDR und trat mit ihrem Mann Eberhard Rebling als erste jüdische Sängerin in Kirchen der DDR auf) zu Gast in Magdeburg und gibt ein Erzählkonzert im Forum Gestaltung sowie einen musikalisch gestalteten Workshop über jüdische und christliche Feste.

Zwei Podiumsdiskussionen über „Antisemitismus in unserem Land“ u.a. mit Altbischöfin Ilse Junkermann und „Jüdisches Leben in Mitteldeutschland“ mit dem Rabbiner Elischa M. Portnoy aus Dessau/Halle sowie dem Theologie-Professor Stefan Schorch aus Halle, eine Tagesexkursion entlang des Denkmalpfades „Toleranzweg Wörlitz“ und zwei kunsthistorische Seminare über jüdische Kunst und die Kabbalah runden das Programm ab.

Die Veranstaltungsreihe steht allen Interessierten offen. Weitere Informationen finden sich hier:
https://www.eeblsa.de/veranstaltungen/judentum-in-sachsen-anhalt/

Kontakt: Annelie Hollmann, 0179-4226471, annelie.hollmann@ekmd.de


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