10.10.2019
Kirchen äußern Entsetzen nach Angriff in Halle | Josef Schuster: Tat von Halle "übersteigt alles bisher Dagewesene"

Berlin (epd). Nach der Schuss-Attacke mit zwei Toten in der Nähe einer Synagoge in Halle haben Vertreter von evangelischer und katholischer Kirche Entsetzen und Trauer geäußert. "Ich bin entsetzt und fassungslos angesichts dieser Gräueltat", erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Mittwoch.

Man dürfe nicht zulassen, dass Juden in Angst und Unsicherheit ihren Glauben leben müssten. "Wir sind den Juden in unserem Land, unseren Schwestern und Brüdern, gerade in diesen Stunden eng im Gebet verbunden", erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx.

Antisemitismus oder blinde Gewalt dürften keinen Platz in der Gesellschaft haben, ergänzte Marx. "Antisemitismus ist Gotteslästerung", betonte Bedford-Strohm.

Auch die Bischöfe von Landeskirche und Bistum Magdeburg zeigten sich erschüttert. "Die Attacke auf die Synagoge in Halle ist abscheulich und unerträglich", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer. Sein katholischer Amtskollege Gerhard Feige übermittelte von einer Konferenz in Bosnien-Herzegowina Bestürzung: "Es ist eine menschliche Katastrophe, dass Juden in Deutschland nicht in Frieden leben und den Versöhnungstag Jom Kippur feiern können." Auch wenn die Sachlage derzeit noch nicht geklärt sei, ließen die Aussagen der Polizei "Schlimmes befürchten", erklärte Feige.

In Halle waren am Mittwoch zwei Menschen erschossen worden. Es fielen mehrere Schüsse "in der Nähe einer Synagoge", wie die Polizei mitteilte. Die Polizei fahndete mit Hochdruck nach den Tätern. Am frühen Nachmittag wurde ein Verdächtiger festgenommen.

Zu den Hintergründen der Tat machte die Polizei zunächst keine konkreten Angaben. Die Stadtverwaltung sprach von einer "Amoklage". Der Generalbundesanwalt zog schnell nach der Tat die Ermittlungen an sich. Der Fall habe eine besondere Bedeutung, hieß es zur Begründung.

Josef Schuster: Tat von Halle "übersteigt alles bisher Dagewesene"

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, äußert sich schockiert über die tödlichen Schüsse in der Nähe einer Synagoge in Halle und erhebt Vorwürfe gegen die Polizei. Der Täter habe versucht, in die Synagoge einzudringen, und auch der benachbarte jüdische Friedhof sei angegriffen worden, so dass von einem antisemitischen Tatmotiv auszugehen sei, erklärte Schuster am Mittwochabend in Berlin. "Dass die Synagoge in Halle an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös", sagte der Zentralratsvorsitzende.

Diese Fahrlässigkeit habe sich bitter gerächt. "Wie durch ein Wunder ist nicht noch mehr Unheil geschehen", erklärte Schuster: "Die Brutalität des Angriffs übersteigt alles bisher Dagewesene der vergangenen Jahre und ist für alle Juden in Deutschland ein tiefer Schock." Die jüdische Gemeinschaft sei "auf das Tiefste in Sorge versetzt und verängstigt".

"Zuallererst sind wir jedoch erschüttert, dass zwei Menschen von dem skrupellosen Täter umgebracht wurden", sagte Schuster: "Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt ihren Angehörigen. Ebenso sorgen wir uns um die Verletzten und wünschen ihnen rasche und vollständige Genesung."

Im sachsen-anhaltischen Halle waren am Mittwoch nach Polizeiangaben in der Nähe einer Synagoge zwei Menschen erschossen worden. Am frühen Nachmittag wurde ein Verdächtiger festgenommen. Laut Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist von einem antisemitischen Motiv und einem rechtsextremistischen Hintergrund auszugehen.

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