28.06.2022
Kirchen in Deutschland: Rückgang der Mitgliederzahlen

Frankfurt a.M. (epd). Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Der Mitgliederschwund bei Protestanten und Katholiken in Deutschland ist schon seit Jahren Realität. 

Vor 15 Jahren, im Jahr 2007, gab es 50,3 Millionen Christinnen und Christen, die Mitglied in der evangelischen oder katholischen Kirche waren. Das waren 61,2 Prozent der deutschen Bevölkerung.

Für 2021 sieht das Bild deutlich anders aus: Der Anteil der Deutschen, die entweder katholisch oder evangelisch sind, sank auf unter 50 Prozent (49,74). Rechnet man orthodoxe oder freikirchliche Christen hinzu, gehören immer noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung einer christlichen Konfession an.

Knapp 41,4 Millionen Menschen waren im Jahr 2021 katholisch oder evangelisch, wie die Statistik der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zeigen. Bis 2060 könnte sich die Zahl der Kirchenmitglieder einer Prognose von Freiburger Finanzwissenschaftlern aus dem Jahr 2019 zufolge halbieren.

Grund für den starken Rückgang in den vergangenen Jahren war neben Sterbefällen die hohe Zahl der Kirchenaustritte. In beiden Kirchen erreichten die Kirchenaustritte 2021 Höchststände (evangelisch 280.000, katholisch: 359.338). In der katholischen Kirche verdoppelte sich die Zahl im Vergleich zu vor fünf Jahren: 2016 traten noch gut 162.000 Menschen aus.

Seit 2010 stiegen die Einnahmen aus der Kirchensteuer bei beiden Kirchen trotz Mitgliederschwund kontinuierlich und erreichten im Vor-Pandemie-Jahr 2019 einen Höchststand. Der Grund dafür lag laut dem Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Freiburger Universität zum einen in der guten Wirtschaftskonjunktur. Zum anderen befindet sich die Generation der „Babyboomer“ derzeit biografisch in der Phase der höchsten Steuerzahlungen. Absehbar ist laut den Wissenschaftlern, dass diese Gruppe ab 2035 in Rente sein und der finanzielle Ausfall nicht ausreichend durch die nachfolgenden Generationen ausgeglichen wird. Bis 2060 erwarten die Wissenschaftler, dass sich die finanziellen Ressourcen der Kirchen halbieren.

Wie erwartet, führte bereits die Corona-Pandemie zu einem Rückgang. Die Kirchensteuereinnahmen sind in der evangelischen Kirche nach eigenen Angaben um 5,4 Prozent auf 5,63 Milliarden Euro im Jahr 2020 gesunken. Nach Angaben der Bischofskonferenz zahlten die kirchensteuerpflichtigen Katholiken 6,45 Milliarden Euro Kirchensteuer im Jahr 2020 (minus 4,6 Prozent). Zahlen für 2021 liegen noch nicht vor.

Kurzarbeit und Lohnersatzleistungen reißen ein Loch in die Kirchenfinanzen. Denn die Kirchensteuer ist an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt. Zwar können die meisten Landeskirchen und Bistümer diese Verluste durch Rücklagen ausgleichen, doch langfristig müssen die Ausgaben angepasst werden. Schon vor der Corona-Pandemie hatte etwa die EKD sich vorgenommen, den Aufwand im Haushalt real um 30 Prozent bis 2030 zu senken.

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