25.10.2023
Kirchentagspräsidentin Siegesmund: Dem Glauben neue Würze geben
Hannover/Jena (epd). Die neue Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund sieht den Deutschen Evangelischen Kirchentag als wichtiges Forum, um Brücken zu bauen und Gräben in der Gesellschaft zu überwinden.
„Angesichts der Klimakrise und des hohen Drucks, unter dem unsere Demokratie steht, braucht es den Kirchentag als Plattform, wo man sich respektvoll und zuversichtlich begegnet“, sagte die frühere thüringische Umweltministerin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Sie fügte hinzu: „Wo man sich gegenseitig im Guten unterstellt: Der oder die andere könnte ja auch recht haben. Und wo man sagt: Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, die Gemeinschaft zu stärken.“
Die 46-Jährige hat im Oktober offiziell die Präsidentschaft für den 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 in Hannover übernommen. Die ehemalige Grünen-Politikerin aus Jena löst in diesem Ehrenamt den CDU-Politiker Thomas de Maizière ab, der den Kirchentag 2023 in Nürnberg geleitet hatte. Der nächste Kirchentag wird vom 30. April bis zum 4. Mai 2025 in der niedersächsischen Landeshauptstadt gefeiert. Das Motto lautet „mutig - stark - beherzt“.
Laut Siegesmund ist der evangelische Kirchentag das größte zivilgesellschaftliche Ereignis in Deutschland: „Gäbe es den Kirchentag nicht, man müsste ihn gerade jetzt erfinden.“ Das gegenseitige Zuhören und der Einsatz für das Gemeinwesen sei „die DNA, die Essenz des Kirchentages“, sagte die Präsidentin. „Und das macht ihn gerade jetzt in dieser Zeit der Stapelkrisen so wertvoll.“ Es gebe allerdings auch „rote Linien“, betonte sie: „Wer ausgrenzt, wer rassistisch oder antisemitisch unterwegs ist, gehört nicht zur Kirchentagsbewegung.“
Nach dem bislang letzten evangelischen Kirchentag in Nürnberg mit rund 70.000 Teilnehmenden hofft Siegesmund auf deutlich mehr Besucherinnen und Besucher in Hannover. Das Protestantentreffen im Juni in Nürnberg sei ein Neustart nach der Corona-Pause gewesen: „Ich bin mir sicher, dass jetzt wieder mehr Menschen zu Großveranstaltungen kommen werden.“ Das Treffen könne den Glauben stärken und ihm neue Würze geben.
Sie wünsche sich, dass künftig viele frisch konfirmierte Jugendliche von hauptberuflichen Mitarbeitenden der Kirche zu einer Fahrt auf den Kirchentag eingeladen werden, sagte Siegesmund. Sie könnten dort erleben, was den Kirchentag ausmache: „Zu sehen und zu spüren: Hier bewegt sich etwas. Und man lässt sich bewegen.“
Der evangelische Kirchentag wurde 1949 als christliche Laienbewegung gegründet und besteht bis heute als unabhängiger Verein fort. Das Glaubens- und Kulturfestival findet in der Regel alle zwei Jahre an einem anderen Ort statt. Hannover wird zum fünften Mal Austragungsort des Kirchentages sein.
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