21.10.2018
Naumburg feiert Anerkennung des Doms als Unesco-Welterbe

Naumburg (epd). Die Anerkennung des Naumburger Doms als Unesco-Welterbe ist am Sonntag mit einem Festakt und Bürgerfest in der Saalestadt gefeiert worden. Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, sagte anlässlich der Übergabe der Anerkennungsurkunde in Naumburg, die Unesco habe damit die universelle Bedeutung des Naumburger Doms anerkannt.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zeigte sich hocherfreut. Die Menschen seien sich der herausragenden Bedeutung des Naumburger Doms für die Region und für die Architekturgeschichte der Menschheit sehr bewusst. Die Landesregierung werde auch in Zukunft die Erhaltung und Vermittlung "dieses einzigartigen Baudenkmals" unterstützen, so Haseloff.

Die Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), erklärte bei der Übergabe der Unesco-Urkunde an das Land, der Naumburger Dom dokumentiere eindrucksvoll, "wie wichtig der kulturelle Austausch und die Mobilität von Künstlern für gesellschaftliche und künstlerische Entwicklungen in Europa waren".

Haseloff verwies weiter auf das innovative und integrative Potenzial der Kultur. Viele europäische Erinnerungsorte leisteten dabei einen wichtigen Beitrag zur Standortbestimmung. "Ohne eine hinreichende kulturelle und historische Selbstverortung, ohne Rückbesinnung auf seine geistigen Grundlagen wird Europa nicht wirklich vorankommen", betonte der CDU-Politiker. Die Kultur sei dabei ein wichtiger Kompass. "Der Sinn für die europäischen Gemeinsamkeiten darf uns nicht verloren gehen", sagte Haseloff.

Im Juli 2018 hatte das Welterbekomitee den Dom auf der Tagung in Bahrain als 44. Unesco-Welterbestätte in Deutschland ausgezeichnet. Der in der Zeit zwischen 1213 und etwa 1250 errichtete Naumburger Dom zählt zu den bedeutendsten Kathedralbauten des Hochmittelalters. Weltbekannt sind die Stifterfiguren des sogenannten Naumburger Meisters im Westchor des Doms, darunter Uta von Naumburg, sowie der Westlettner mit den Passionsreliefs. Das Welterbekomitee würdigte mit seiner Entscheidung die künstlerischen Qualitäten des Doms, die Einblicke in Kunst, Architektur und Technologie seiner Zeit geben.

Auf der Liste des Unesco-Welterbes stehen den Angaben zufolge derzeit 1.092 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. In Deutschland gibt es 44 Welterbestätten. Kriterien für die Anerkennung als Unesco-Welterbe sind unter anderem der außergewöhnliche universelle Wert der Stätte und ein Managementplan, der die Erhaltung des Erbes für aktuelle und zukünftige Generationen sicherstellt. Mit der Einschreibung in die Welterbeliste verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Welterbestätten auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet zu schützen und ihren Wert der Gesellschaft zu vermitteln.

Für die Aufnahme des Naumburger Doms in die Unesco-Welterbeliste hatte es drei Anläufe gebraucht. 2015 und 2017 waren die vorangegangenen Bewerbungen gescheitert. Mit dem Naumburger Dom gibt es jetzt fünf Welterbestätten in Sachsen-Anhalt eingetragen. Dazu zählen auch die Altstadt von Quedlinburg, das Bauhaus Dessau, die Lutherstätten in Wittenberg und Eisleben sowie das Gartenreich Dessau-Wörlitz.

Der Naumburger Dom "St. Peter und Paul" zählt zu den bedeutenden deutschen Kathedralbauten des Hochmittelalters. Er ist ein Beispiel für die Baukunst der späten Romanik und der frühen Gotik. Der Dom ist zugleich das viertürmige Wahrzeichen der Stadt Naumburg an der Saale, im Süden Sachsen-Anhalts nahe der Unstrutmündung gelegen. Er gilt als Besuchermagnet an der Tourismus-Route "Straße der Romanik".

Das Stadtbild dominierende Bauwerk stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der West-Lettner und die berühmten Stifterfiguren aus der Werkstatt des Naumburger Meisters sind Beispiele frühgotischer Steinmetzkunst.

Die aus Sandstein gefertigten zwölf Naumburger Stifterfiguren gehören zu den bedeutendsten Skulpturen des Mittelalters, darunter die berühmten Figuren von Markgraf Ekkehard II. und seiner Gemahlin Uta. Mit der ältesten Steinskulptur der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231), den von Neo Rauch im Jahr 2007 gestalteten Fenstern mit Szenen aus dem Leben der Heiligen Elisabeth und den aus der Werkstatt von Lucas Cranach stammenden Altarflügeln befinden sich weitere kostbarste Kunstschätze im Dom und Domschatzgewölbe.

1542 fand die Amtseinsetzung des weltweit ersten evangelischen Bischofs, Nikolaus von Amsdorf, im Dom statt. Die Weihe vollzog Martin Luther (1483-1546) persönlich. Eine Lutherfigur an der Kanzel erinnert heute daran. Nach dem Tod von Bischof Julius von Pflug 1564 wurde das Naumburger Bistum aufgelöst. Heute wird der Dom von einer Stiftung verwaltet.

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