30.12.2021
SED-Opferverband fordert Stasi-Aufarbeitung auch im Westen

Berlin (epd). Der Vorsitzende des SED-Opferdachverbandes UOKG, Dieter Dombrowski, fordert mehr Aufklärung über Inoffizielle Mitarbeiter (IM) der Stasi im Westen.

Ihn ärgere, dass die Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit im Westen zu fast 100 Prozent nicht aufgeklärt wurden, sagte der frühere Brandenburger CDU-Fraktionsvorsitzende dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). Dabei hätten die Ostdeutschen in der Abhängigkeit eines autoritären Regimes gelebt, „während es die Westdeutschen überwiegend für Geld gemacht haben“, kritisierte er.

Vor 30 Jahren, am 29. Dezember 1991, war das Stasiunterlagengesetz in Kraft getreten. Damit bekamen die Menschen Einblick in die Hinterlassenschaften des abgewickelten DDR-Geheimdienstes und vor allem die Ostdeutschen konnten ihre eigenen Akten einsehen.

Dombrowski kündigte an, das Thema im Beirat zur Überführung der im Sommer geschlossenen Stasiunterlagenbehörde ins Bundesarchiv zur Sprache bringen zu wollen. „Da ist noch Aufklärungsbedarf“, sagte er. Das Bundesarchiv müsse gezielt danach forschen. So könnte gezeigt werden, wie anfällig auch demokratische Gesellschaften seien.

Dombrowski, der in der DDR in Haft saß und später in West-Berlin lebte, wurde dort nach eigenen Angaben von 15 IM beschattet. Beim letzten Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen, Roland Jahn, der ebenfalls in West-Berlin lebte, seien es sogar 50 gewesen. Allein diese beiden Beispiele zeigten die Dimension des Problems, sagte der UOKG-Chef. Nach Erkenntnissen des Stasi-Forschers Helmut Müller-Enbergs waren 1989 etwa 3.500 Bundesbürger für die Staatssicherheit tätig.

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