18.05.2021
Thüringen plant Gedenken an Corona-Tote

Erfurt (epd). In Thüringen soll voraussichtlich im Herbst in einer gemeinsamen Aktion von Kirchen und Landesregierung an die Toten der Corona-Pandemie erinnert werden.

Neben einem ökumenischen Gottesdienst sei eine gemeinsame Gedenkfeier unter freiem Himmel geplant, sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Montag in Erfurt nach einem Gespräch mit Kirchenvertretern.

Der katholische Bischof des Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, ergänzte, das Gedenken werde so gestaltet, dass auch Nicht-Christen daran teilnehmen können. Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, betonte, es brauche zudem dringend Orte der Verarbeitung von Trauer und Ohnmachtserfahrungen. Dafür eigneten sich die Kirchen im ganzen Land besonders. Inzwischen gebe es in vielen Kirchengemeinden entsprechende Aktionen, um Raum für Trauer zu geben.

An dem regelmäßigen Jahresgespräch zwischen Kirchenvertretern und Thüringer Landesregierung, das in digitaler Form stattfand, nahmen auch mehrere Ressortminister sowie die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, und die Bischöfe der Bistümer Fulda, Michael Gerber, und Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, teil. Als Vertreter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens war Oberkirchenrat Christoph Seele zugeschaltet. Hintergrund ist die historisch bedingte Zugehörigkeit einzelner Thüringer Kirchengemeinden zu verschiedenen Landeskirchen und Bistümern.

Mit Blick auf israel- und judenfeindliche Demonstrationen in Deutschland wiederholte Ramelow, dass das Verbrennen israelischer Flaggen nicht akzeptiert werde: „Da wo Fahnen mit dem Davidstern brennen, brennen auch alsbald wieder Gotteshäuser und Synagogen.“ Antisemitische Vorkommnisse auf Thüringer Straßen bezeichnete er als große Belastung für die Gesellschaft. Die Kirchen setzen sich gemeinsam mit der Landesregierung und der Jüdischen Landesgemeinde für die Religionsfreiheit ein. Bischof Neymeyr betonte, die in Deutschland lebenden Juden dürften nicht für die Politik des Staates Israel verantwortlich gemacht werden.

Bischof Kramer betonte, als Folge der Pandemie müsse es jetzt auch darum gehen, bei allen unterschiedlichen Positionen vor Ort „im Gespräch miteinander zu bleiben“. Corona-Leugnern und Verschwörungserzählungen müsse dennoch deutlich widersprochen werden. Es brauche dabei Nüchternheit, Klarheit, aber auch Respekt im Umgang miteinander. Wichtig sei es jetzt, neben der formalen Bildung auch „informelle Bildungsprozesse“ wie etwa Familien- und Jugendfreizeiten wieder zu ermöglichen. Zudem müssten die Menschen vor Ort sich ihrer „Selbstwirksamkeit“ wieder bewusst werden, dass sie „selbst etwas bewegen können“, so Kramer.

Ramelow begrüßte es, dass mit dem Jugendfestival „Christival“ im kommenden Jahr und mit dem Deutschen Katholikentag 2024 gleich zwei kirchliche Großveranstaltungen sich die Thüringer Landeshauptstadt als Austragungsort ausgesucht haben.

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