12.12.2018
Unicef warnt vor Hungersnot im Jemen | "Größte humanitäre Krise weltweit"
Berlin (epd). Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement im Kampf gegen die humanitäre Tragödie im Jemen aufgerufen. Alle zehn Minuten stirbt dort ein Kind an den Folgen von vermeidbaren Krankheiten oder Mangelernährung, wie Geert Cappelaere, Unicef-Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, am Dienstag in Berlin sagte.
80 Prozent der 15 Millionen Kinder überlebten nur, weil sie humanitäre Hilfe erhalten. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen herrscht im Jemen die größte humanitäre Krise weltweit. 2015 eskalierte der Bürgerkrieg im Jemen.
Offiziell sei zwar noch keine Hungersnot erklärt worden, aber in der Realität hungerten oder verhungerten sogar täglich Kinder. "400.000 Kinder sind lebensbedrohlich mangelernährt und könnten jede Minute sterben", mahnte Cappelaere. Unicef führe im Jemen die bisher größte Nothilfeoperation in der 72-jährigen Geschichte der Organisation durch und weite die Hilfe noch aus. So seien 230.000 Kinder therapeutisch ernährt und damit vor dem sicheren Tod bewahrt worden. Cappelaere erinnerte daran, dass mit rund einem Euro pro Tag ein Kind mit solch einer Spezialnahrung versorgt werden könne.
Der Unicef-Vorsitzende Deutschland, Georg Graf von Waldersee, rief die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, um eine noch größere Tragödie im Jemen zu verhindern. "Hunger ist kein unabwendbares Schicksal", sagte er. Die Kinder zahlten den höchsten Preis für die Unfähigkeit der Erwachsenen, Frieden zu schaffen. Lange sei die Tragödie im Jemen von der Weltöffentlichkeit nicht wahrgenommen worden, auch weil Journalisten der Zugang in die Krisenregion verweigert worden sei. Die jetzt in Schweden unter UN-Vermittlung stattfindenden Friedenverhandlungen seien deshalb ein Zeichen der Hoffnung.
Unicef forderte die Konfliktparteien auf, umgehend zu einer friedlichen Lösung zu kommen. Angriffe auf Schulen, Hospitäler und zivile Einrichtungen müssten sofort eingestellt werden. Gleichzeitig appellierte das UN-Kinderhilfswerk an die internationale Gemeinschaft, die dringend benötigte Hilfe für Kinder und Familien stärker zu unterstützen.
Auch die Welthungerhilfe mahnte die Konfliktparteien, "auf jeden Fall" eine Verbesserung der humanitären Lage zu vereinbaren. "Die Hilfsorganisationen brauchten ungehinderten Zugang zu den Menschen, die jeden Tag ums Überleben kämpfen", erklärte die Hilfsorganisation.
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