23.05.2024
Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde zum 80. Geburtstag geehrt

Erfurt (epd). Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat das Wirken des Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, an dessen 80. Geburtstag gewürdigt.

Dieser habe nicht nur für die Interessen der jüdischen Minderheit gekämpft, sagte Ramelow am Mittwoch in Erfurt. Bei einem Festakt zu Ehren Schramms hob der Ministerpräsident dessen Eintreten auch für andere Minderheiten wie der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde oder der Jesiden in Thüringen hervor.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, wies bei der Feier auf regelmäßige Besuche Schramms bei rechtsextremistischen Straftätern in Haftanstalten hin. Diese zeugten von besonderem Mut. Sie zeigten aber auch, dass Schramm die Hoffnung auf Besserung nicht aufgebe.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, betonte, der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde habe sich auch für die Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Angehörigen anderer Minderheiten starkgemacht. Das Verbrechen, sechs Millionen Menschen industriell zu ermorden, sei auch heute noch unvorstellbar. Schramm habe die Vergangenheit jedoch nie in die Gegenwart getragen. Vielmehr habe er die gesellschaftliche Übernahme von Verantwortung für die Vergangenheit zu seinem Thema gemacht.

Schramm äußerte sich zufrieden über das Wachsen der Jüdischen Landesgemeinde nach der Wiedervereinigung. In den 1980er Jahren sei das vollständige Verschwinden von Juden und Jüdinnen in Erfurt eine reale Gefahr gewesen, sagte er. Dass die Gemeinde heute eine lebendige Gemeinschaft sei, liege an den Mitgliedern, hauptsächlich an jenen aus der ehemaligen Sowjetunion und aus der Ukraine.

Für die beiden großen christlichen Kirchen forderte Erfurts katholischer Bischof Ulrich Neymeyr dazu auf, Jüdinnen und Juden den Schutz zu garantieren, den sie bräuchten. Das sei auch Aufgabe der in Thüringen und im übrigen Deutschland lebenden Christinnen und Christen. Neymeyr hob zudem die konstruktive Rolle Schramms beim Umgang mit christlichen Schmäh-Darstellungen gegen das Judentum im Erfurter Dom hervor.

Reinhard Schramm wurde am 22. Mai 1944 in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) als Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters geboren. Er überlebte die Schoah als einer von vier Juden einer vor dem Krieg 165 Mitglieder starken Gemeinde. Seit zwölf Jahren ist der studierte Ingenieur und emeritierte Professor an der Technischen Hochschule Ilmenau Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde.

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