15.03.2019
Weltweite Schülerstreiks am Freitag
Berlin (epd). Weltweit wollen Schüler an diesem Freitag für den Klimaschutz in den Streik treten. Damit soll die Bewegung "Fridays for Future" ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen. Laut der Seite fridaysforfuture.org sind rund 1.660 Kundgebungen in 105 Ländern geplant.
In Deutschland wollen Schüler an rund 200 Orten demonstrieren darunter in Berlin, Erfurt, Dresden, Potsdam, Magdeburg und Leipzig. Vorbild für die Streikenden ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die mit einem mehrwöchigen Schulstreik internationale Aufmerksamkeit erlangte.
Bereits seit Wochen gehen Schüler jeden Freitag auf die Straße. Dafür erhielten sie Rückendeckung unter anderen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Hinter die Streikenden haben sich auch rund 12.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gestellt. Die Anliegen der jungen Menschen seien berechtigt und gut begründet, heißt es im Aufruf der Gruppierung "Scientists4Future".
Dass die Schüler wegen ihrer Aktionen den Unterricht verpassen, stößt allerdings auch auf Kritik, etwa in Reihen von Union und FDP. Der niedersächsische Sprecher von "Fridays for Future", Jakob zur Heide, verteidigte die Aktionen. "Nur durch die Streiks am Freitag konnten wir so viel Aufmerksamkeit erreichen, dass uns nun auch die Politiker zuhören", sagte der 19-jährige Psychologie-Student aus Osnabrück dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg habe mit ihren klaren und radikalen Ansagen vielen Jugendlichen die Klima-Problematik verdeutlicht, fügte Heide hinzu. Nach seiner Einschätzung habe die virale Verbreitung ihrer Aktionen in den sozialen Medien die Umweltschutz-Bewegung der 1980er und 1990er Jahre wieder aufgeweckt.
Bildungsforscher sieht "aufmüpfige Generation" heranwachsen
Berlin/Hannover (epd). Der Bildungsforscher Klaus Hurrelmann sieht mit der Umwelt-Protestbewegung "Fridays for Future" eine neue "aufmüpfige Generation" heranwachsen. Die Schülerinnen und Schüler seien heute viel politischer als die über 20-Jährigen und vor allem die über 25-Jährigen, sagte Hurrelmann dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Donnerstag). Für diesen Freitag haben die Schüler erstmals zu einem weltweiten Schulstreik für den Klimaschutz aufgerufen.
Die heute über 20-Jährigen hätten sich angesichts einer schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage vor allem um ihre Berufsausbildung gekümmert, sagte Hurrelmann, der als Professor in Berlin lehrt. Die Jüngeren müssten wegen einer verbesserten Lage auf dem Arbeitsmarkt inzwischen aber keine Angst mehr haben, in einen Ausbildungsberuf zu kommen. "Das könnte der entscheidende Punkt sein", betonte der Sozialwissenschaftler. Für diese Generation werde der Blick nun frei für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen.
"Umwelt hat für junge Leute seit langem einen hohen Stellenwert", sagte Hurrelmann. Dieses Thema scheine für sie emotional eindeutig an der Spitze zu stehen. Dabei bedienten sich die heutigen Schüler auch "provokativer Elemente": Sie organisierten ihren Protest als Schulstreik und verstießen damit gegen Gesetze. Und sie schlügen einen aggressiven Ton gegenüber den älteren Generationen an, weil diese die politischen Weichen falsch gestellt hätten: "Die Älteren müssen sich darauf einrichten, dass wir es hier wieder mit einer aufmüpfigen Generation zu tun haben."
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