Junges Engagement in der Gemeinde: Robin Wagner
„Es ist ein Stück Heimat“, sagt Robin Wagner und blickt auf die vertrauten weißen Holzbänke, den schlichten Taufstein und natürlich auf den Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert, geschnitzt vom Riemenschneider-Schüler Hans Gottwalt aus Saalfeld.
Von der Mitte des Altars blickt die heilige Gertrud im goldenen Gewand hinab. Von ihr hat die Kirche in Graba ihren Namen: St. Gertrudis.
Robin Wagner ist „Lokalpatriot“, wie er selbst sagt: In Graba geboren, aufgewachsen, hier in die Christenlehre gegangen, in den Konfi-Unterricht, dann in die Junge Gemeinde. Doch eines Tages, mit dem plötzlichen Tod des damaligen Pfarrers, war erst mal Schluss mit seinem Engagement: „Keiner wusste, wie es weitergeht.“
Ende 2018, vor den anstehenden Gemeindekirchenratswahlen, fragte ihn die neue Pfarrerin dann, ob er sich nicht aufstellen lassen wolle. „Im Nachhinein hatte ich damals das Gefühl, dass ich quasi nur darauf gewartet habe, dass es weitergeht. Ich wollte mich wieder einbringen und mehr als nur ein Gottesdienstbesucher sein. Ich hätte mich selbst wahrscheinlich nie getraut oder wäre gar nicht auf die Idee gekommen. Es hat dann einfach gepasst.“
Seit 2019 ist Robin Wagner also einer der Kirchenältesten im Kirchengemeindeverband Saalfeld – und mit seinen 25 Jahren der Jüngste, mit Abstand. Als Fremdkörper fühlt er sich trotzdem nicht: „Die Gemeinschaft, ich genieße das sehr, auch unsere Sitzungen. Man sieht es ja auch an den Ergebnissen, wenn was vorangeht, wenn wir Projekte abschließen können. Ob das jetzt ein Gemeindefest ist oder eine Restaurierung in der Kirche. Ich habe das Gefühl, dass ich da richtig bin, dass das mein Platz ist.“
Auch wenn manche Diskussion ihn ratlos macht und er dann doch merkt: Hier stoßen kleine Welten aufeinander. Beispiel Einsegnung der Konfirmandinnen und Konfirmanden: Müssen sie knien, wie es immer war, oder dürfen sie stehen, wie es sich die Jugendlichen wünschen?
„Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel man darüber diskutieren kann. Einige fielen aus allen Wolken, wie das denn sein kann. Dass man darüber mal ein Wort verliert, das verstehe ich. Aber dass man darüber eine dreiviertel Stunde diskutiert, dass der eine oder andere schon drauf und dran war zu gehen – wo ich gedacht habe: Warum lassen wir das nicht einfach zu?“
Auch beim Thema „Abendmahl“ gibt es immer mal wieder Diskussionen. Muss es der große Kelch für alle sein, oder sind auch kleine Kelche ok, für jeden einer, der Hygiene wegen? Diskussionen gab es auch bei der Verlegung der Gottesdienstzeit, eine halbe Stunde später. „Oftmals sind es so kleine Sachen, wo man merkt, die Leute kommen hinterher und sind begeistert. Es geht ja auch darum, auf die Gemeinde zuzugehen.“
Neben den Sitzungen macht Robin Wagner regelmäßig Küsterdienst in St. Gertrudis: Kirche aufschließen, Kerzen anzünden, Abkündigungen im Gottesdienst. Und der Student der Geschichte und Kunstgeschichte übernimmt alles, was mit der Vergangenheit der Kirche zu tun hat: Kirchenführungen, das Pfarrarchiv betreuen, Vorträge halten, vor allem auch zum berühmten Flügelaltar, über den Wagner auch seine Bachelorarbeit geschrieben hat. Im Mittelalter stand in unmittelbarer Nähe zur Kirche ein großes Benediktinerkloster, der Abt gab den Altar in Auftrag. Die Figuren und ihre Gesichter erzählen die Geschichte des Ortes, sagt Wagner. Irgendwann landete der Altar auf dem Dachboden der Kirche und wurde per Zufall wieder entdeckt, erstaunlich gut erhalten und fast vollständig. Zwei weitere kleine Flügel werden dieses Jahr restauriert – auch dank der engagierten Spendensammlung des jungen Kirchenältesten. „Es ist wichtig den Leuten zu zeigen, was wir haben. Und dass es sich lohnt, das zu schützen.“
Wenn im nächsten Jahr (2025) Gemeindekirchenratswahlen anstehen, will Robin Wagner auf jeden Fall wieder kandidieren, auch wenn die Arbeit manchmal anstrengend ist:
„Man kann nicht alles von jetzt auf gleich verändern, aber man muss halt dran bleiben. Man muss da wirklich seinen Weg finden. Und ich habe die Befürchtung, wir werden immer kleiner im Kreis derer, die sich einbringen. Was mich angeht, würde ich auf jeden Fall dabei bleiben wollen, in der Hoffnung, dass es auch mal weitergeht und ich was weitergeben kann, dass ich nicht immer der Jüngste bin.“