Katharina Elsäßer, Kirchenwächterin Stadtkirche Jena
„Im Sommer ist das hier der schönste Arbeitsplatz in ganz Jena.“
Katharina Elsäßer lächelt verschmitzt hinter ihrem Tresen, gleich links vom Eingang. Wenn draußen die Sonne brennt, ist es in der Stadtkirche St. Michael angenehm kühl. Die Rentnerin passt seit 13 Jahren auf die Innenstadtkirche auf. Sie ist ehrenamtliche Kirchenwächterin und - außer fürs Predigen und die Musik - für fast alles hier zuständig: Die Kirche auf- und wieder zuschließen, Besucher begrüßen und ihre Fragen beantworten, auf Sauberkeit achten, auch auf der spätgotischen Toilette im Untergeschoss unter dem alten Turm…
In „ihrer“ Stadtkirche kennt Katharina Elsäßer jeden Winkel – sie macht auch Kirchenführungen und betreut die Webseite des Kirchenkreises Jena. Am liebsten sind ihr die kleinen, versteckten Geheimnisse in der großen Hallenkirche, zum Beispiel der Pudel mit dem Sieb auf dem Gewölbe-Schlussstein, den eigentlich nie jemand wahrnimmt. Und sie plaudert gern mit den Besuchern, die gerade im Sommer zahlreich kommen, sogar aus Hongkong. Die Gäste haben vor allem Fragen zur Baugeschichte. Aber auch, ob die Kirche zu DDR-Zeiten überhaupt „in Betrieb“ war… Und am Wochenende, wenn die Tourist-Info am nahe gelegenen Marktplatz geschlossen ist, wird Katharina Elsäßer gerne gefragt, wo es denn den besten Kaffee der Stadt gibt oder wie man zum alten Zeiss-Werk kommt.
Die gebürtige Erfurterin lebt mit Unterbrechungen seit Kindertagen in Jena. „Mir liegt am Herzen, dass die Kirche offen ist“, sagt sie. St. Michael sei seit Jahrhunderten das Zentrum der Stadt, ein Versammlungsort für die Menschen. „Da können wir doch nicht sagen: Die Kirche gehört uns, wir machen hier zu und sind unter uns.“ Deshalb kommt Katharina Elsäßer drei bis vier Mal in der Woche, schließt die Kirche auf und freut sich auf die Menschen, die kommen, fragen, sich wohlfühlen und gute Erinnerungen mit nach Hause nehmen.
