21.08.2022
Andacht an der Gedächtniskapelle Ronneburg

am Sonntag, den 21. 8. 2022 um 15 Uhr | Predigt zu 1. Mose 8, 13 - 22 und 9, 9 – 16 (in Auswahl)

Predigt zu 1. Mose 8, 13 - 22 und 9, 9 – 16 (in Auswahl)

Kapitel 8:

13 Im sechshundertundersten Jahr Noahs am ersten Tage des ersten Monats waren die Wasser vertrocknet auf Erden. Da tat Noah das Dach von der Arche und sah, dass der Erdboden trocken war.

14 Und am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats war die Erde ganz trocken.

15 Da redete Gott mit Noah und sprach:

16 Geh aus der Arche, du und deine Frau, deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir. … und alle Tiere, die bei euch sind.

21 Und der Herr … sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.

22 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Kapitel 9:

Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm:

9 Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen

10 und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, ….

16 Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen mir und allem was lebt, das auf Erden ist.

 

Liebe Gemeinde hier an der Gedächtniskapelle!

Wie die Arche auf dem Berg Ararat,

so schwebt unsere Gedächtniskapelle auf dem Lichtenberger Kanten.

Eine Katastrophe globalen Ausmaßes hatte stattgefunden.

Einige wenige Menschen und Tiere hatten überlebt.

Sie tasten sich ins Leben zurück.

Vorsichtig öffnen sie ihre Rettungskapsel, immer gewärtig, dass die Katastrophe zurückkommen kann.

Sie errichten einen Dankopferaltar und sie hören zwei Botschaften.

Eine gute und eine schlechte Botschaft trägt Gottes Stimme ihnen zu.

Die gute Botschaft ist, dass Gott jedenfalls für seinen Teil spricht:

„Ich habe keinen Bock mehr auf globale Katastrophe.

Ich schließe einen Bund mit euch und von meiner Seite aus gilt dieser Bund unverbrüchlich und bis in Ewigkeit:

Ich werde nicht noch einmal die gesamte Erde verfluchen. Solange sie steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Und damit ihr immer an diesen Bund erinnert werdet, verknüpfe ich mein Versprechen mit dem Regenbogen.

Immer wenn nach einem Unwetter der siebenfarbige Bogen am Himmel steht, sollt ihr euch erinnern an dieses mein Versprechen!“

Das ist die gute Nachricht.

Und die schlechte?

Die Bibel ist Gott sei Dank ein realistisches Buch.

Keine frommen „alternativen Fakten“.

Keine Schönfärberei.

Die Dinge werden beim Namen genannt.

Es ist Ihnen und euch beim Hören des Bibeltextes aufgefallen:

Die schlechte Nachricht steckt in Gottes Begründung dafür, weshalb er nicht noch einmal eine Katastrophe globalen Ausmaßes schicken wird, ich zitiere:

21 Und der Herr … sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.

Eine gute und eine schlechte Nachricht:

Bis zum Ende der Welt steht Gottes Versprechen.

Bis zum Ende der Welt müssen wir leider auch mit der menschlichen Bosheit und Niedertracht rechnen.

Wie die Arche auf dem Berg Ararat,

so schwebt unsere Gedächtniskapelle auf dem Lichtenberger Kanten.

Im kalten Krieg und im Atomzeitalter wurde das hier geförderte Uran dringend benötigt für Atommeiler und Atomsprengköpfe.

Alles wurde dem dafür nötigen Raubbau geopfert: Menschen aus sieben Dörfern zwangsumgesiedelt, Culmitzsch und andere Orte für immer zerstört. 

Jahrzehntelang hatten die Menschen in Ronneburg und Umgebung einerseits gut bezahlte Arbeitsplätze, andererseits den tiefsten Tagebau Europas direkt vor ihrer Haustür.

Man kann auch von einem apokalyptischen Abgrund direkt vor der Haustür sprechen – mit ständigen Sprengungen und unüberschaubaren Gesundheitsrisiken.

Und, die Älteren unter uns erinnern sich gut:

Als das Wunder vom Herbst 89 geschah,

der Kalte Krieg zu Ende ging,

die Teilung Europas überwunden wurde

schien sie greifbar nahe:

eine Welt auch ohne heiße Kriege

ohne atomare Vernichtungsdrohung

stattdessen mit dauerhaftem Frieden und Wohlstand für alle,

Wandel durch Handel,

Verträge statt Artilleriefeuer

internationale Vereinbarungen statt gegenseitiges Hochrüsten und tödliches Misstrauen.  

Wie die Arche auf dem Berg Ararat,

so schwebt unsere Gedächtniskapelle auf dem Lichtenberger Kanten.

Und, wir realisieren heute, im Jahr 2022:

Das hier angestoßene Gedenken ist dringender denn je.

Die Gedächtniskapelle transportiert – wie der Bibeltext aus dem 1. Buch Mose – eine tröstliche und eine mahnende Nachricht:

Die gute, die tröstliche Nachricht ist:

Der Schöpfer von det janzen hält an seinem Teil des Bundes fest.

Keine globale Katastrophe mehr.

Never.  

Nada.

Niente.

Gott hält an seinem Bund fest und sein Geist inspiriert uns, seine Geschöpfe, nicht müde zu werden bei unseren kleinen oder größeren Schritten für eine gewaltfreie Bearbeitung von Konflikten,

für einen schonenden Umgang mit den endlichen Ressourcen unserer Erde,

für einen gerechten Ausgleich und echte Verständigung aller Geschöpfe dieser Welt miteinander.

 

Zu einem Bund gehören immer zwei Partner und an dieser Stelle kommt die mahnende Botschaft ins Spiel, von der Bibeltext und Gedächtniskapelle auch reden:

Sie gefällt uns nicht, diese Botschaft – doch es wäre fatal, sie auszublenden und sich eine Wunschtraum-Welt zurechtzumalen.

Wir Menschen sind nicht nur gut.

Was für ein drastischer Satz: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.

Wir Menschen sind auch

misstrauisch,

kleinlich,

rachsüchtig,

nachtragend,

unversöhnlich,

gewaltbereit –

egal, ob wir Lieschen Müller oder Wladimir Putin heißen.

Beide Botschaften sind wichtig für uns:

die mahnende, damit wir nicht naiv und unbedarft auf die Probleme dieser Welt reagieren

und

die tröstliche, damit wir auch in den gewaltigen Herausforderungen unserer Gegenwart den Mut nicht verlieren und die Zuversicht nicht sinken lassen.

Wie die Arche auf dem Berg Ararat,

so schwebt unsere Gedächtniskapelle auf dem Lichtenberger Kanten und erinnert uns an Gottes Treue inmitten unserer verworrenen Welt.

Sein Friede, der größer ist als aller Menschen Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.

Amen

- Gebet:  

Gott, du bist die Quelle des Lebens, aus dir schöpfen wir.
Mit guten Gaben hast du uns ausgestattet. Du traust uns viel zu. Dein Bund mit uns gilt unverbrüchlich.
So lass uns ebenfalls treue Bündnispartner sein, deiner Schöpfung ehrfürchtig begegnen, sie schonen und bewahren.

Wir rufen zu dir:

Gott, erbarme dich.

Gott, du bist das Licht der Welt, aus dir leben wir.
Du öffnest uns die Augen. Du lässt uns weit schauen.
So lass uns mit deiner Hilfe auch dorthin sehen, wo Dunkelheit herrscht - in uns und um uns.

Lass uns dieser menschlichen Bosheit in uns und um uns nicht naiv begegnen, sondern uns mit ihr energisch und konstruktiv auseinandersetzen.

Wir rufen zu dir:

Gott, erbarme dich.

Gott, du bist die Gerechtigkeit der Armen, auf dich vertrauen wir.
Dein Geist schenkt uns Kraft und Leidenschaft für das Gute, auch wenn wir uns bei diesem Einsatz oft hilflos und entmutigt fühlen.
So lass uns mit deiner Hilfe eintreten für eine Gesellschaft, in der alle einen guten Platz finden.

Wir rufen zu dir:

Gott, erbarme dich.

Gott, du bist der Frieden für alle, auf dich hoffen wir.
Frieden für unsere Seele schenkst du uns. Du zeigst uns Wege der Versöhnung.
Mit deiner Hilfe lass uns Botschafter deiner Liebe werden, wo immer wir dazu die Gelegenheit haben.

Zu dir rufen wir und bitten dich um Frieden in der Ukraine, in Syrien, in Mali und überall dort, wo Menschen einander gewalttätig begegnen.

Wir rufen zu dir:

Gott, erbarme dich.

Gott, wir sind vor dir in einem Moment der Stille und bringen dir alles, was uns persönlich besonders bewegt. …..

Wir rufen zu dir:

Gott, erbarme dich.

Guter Gott, du beschenkst uns reich, du richtest uns auf, du gibst uns Mut, du sendest uns in diese Welt.

Wir danken dafür und bitten dich, geh mit uns mit.
Amen

Vater unser im Himmel …


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