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24.10.2017
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Die Nibelungensage ist voller Gewalt, Betrug und Verrat. Im Streit um die Macht wird zu den Waffen gegriffen. Eigene Interessen werden brachial durchgesetzt. Schöne Frauen mit List erobert. Rache und Vergeltung sind im frühen Mittelalter an der Tagesordnung. So endet das Nibelungendrama im Blutbad.
Friedrich Hebbel hat darüber ein Trauerspiel geschrieben. Unlängst habe ich es hier im Neuen Theater gesehen.

Im Hebbel-Stück gibt es einen Kaplan am Königshof. Der erzählt, warum er Christ geworden ist. Er gehörte ursprünglich zu Männern, die einen christlichen Missionar erschlagen haben. Aber dann erlebt er, wie der sterbende Missionar ihm, seinem Mörder, vergibt. Das hat ihn so beeindruckt, dass er Christ geworden ist. Weil Rache und Gewalt in der christlichen Lehre durchbrochen werden. Vergebung eine christliche Tugend ist.
Am Ende allerdings sitzt dieser Kaplan selbst mit am Tisch der Mächtigen am Rhein und lässt sich hinein verstricken in die Kämpfe und Rivalitäten der Nibelungen. In die Gewalt, ohne ihr laut und deutlich zu widersprechen.

Nach diesem Theaterabend ist mir wieder klar: Wir Christen müssen bei unserer Sache bleiben: beim Nein zu Rache und Gewalt, beim Ja zum Abrüsten. Und widerstehen, wo dies nötig ist. Klar will ich aussprechen, was gut ist und was böse und was dem Frieden dient.

Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle


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