10.04.2017
Ärger im Tempel
Seit gestern sind sie in der Stadt. Der Empfang war grandios. Bis spät in die Nacht haben sie darüber diskutiert.
Die Menschen wollen IHN zum König machen. Das wäre wunderbar. Schließlich sind sie seine besten Freunde. Das arme Leben hätte endlich ein Ende.
Aber ER ist seit gestern so still.
Gemeinsam gehen sie schweigend durch die Menge zum Tempel. Die Menschen erkennen sie, wollen sie berühren.
Auf dem großen Vorplatz zum Allerheiligsten schreien die Händler:
Junge Tauben für die Opferfeier!
Beste Schafe für ein gefälliges Opfer!
Jesus geht auf den erstbesten Händler zu. Er wirft seinen Tisch mit dem Wechselgeld um.
Schämt Euch! ruft er.
Hier soll gebetet werden und ihr macht daraus einen Wochenmarkt!
Es ist still geworden auf dem großen Platz. Die Menschen drängen zusammen.
Was ist los? Was hat er gesagt? Was macht er da?
Die Jünger versuchen zu beschwichtigen.
Nichts Besonderes. Geht ruhig weiter.
Jesus geht zum Beten und Predigen in den Tempel.
Er hat Recht, sagen die Menschen
Er ist gefährlich, sagen die Priester
Die Jünger spüren, es wird kritisch werden – für ihn und für sie. Noch folgen sie ihm; aber wenn es gefährlich wird?
Ich fühle mich wie die Jünger. Würde ich bei Gefahr zu meinem Glauben stehen? Ganz sicher bin ich nicht.
Nachdenklich grüßt aus Dessau
Joachim Liebig