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09.03.2020
Augen für den Supermond

Ihr habt zwar Augen, aber ihr seht nicht. Kluger Satz. Ärgerlicher Satz. Ich jedenfalls fühle mich ertappt.

Den Satz hat Jesus einmal seinen Freunden gegenüber geäußert. Die müssen also auch schon unkonzentriert gewesen sein. Wie ich. Sie vielleicht auch.

Was haben wir heute morgen schon bewusst angeschaut? Haben wir beim Frühstück die Verzagtheit in den Augen unseres Partners gesehen? Oder die Knospen am Obstbaum vor dem Fenster? Das Flirren der Frühlingsluft ? Oder nur aufs Smartphone gestarrt?

Am heutigen Montag sollte man zumindest gegen Abend die Augen weit gen Himmel öffnen.  Dort wird nämlich heute ein Supermond, ein besonders heller Vollmond zu bewundern sein. Weil der Mond in Ellipsenform die Erde umkreist, kommt er manchmal der Erde ganz nah. Dann ist Supermondzeit. Ein Abendwunder. Eines an dem sich Dichter immer wieder berauschten.

Der Mond ist aufgegangen ist das Lied eines Mondbewunderers.  Es hat einen tollen Text, den sie heute Vormittag einmal googeln können, um ihn am Abend parat zu haben: „Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön, so sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.

Franz Fühmann, ein weitsichtiger Schriftsteller aus der ehemaligen DDR, hat diesen Vers einmal in einer Vorlesung vor Germanistikstudenten in Berlin gepriesen. Würdigen sie bitte solche mythologische Sprache , hat er geworben. Manches im Leben kann man nur in solcher Sprache beschreiben und mit Herzaugen wahrnehmen.

Solche Augen wünscht Ihnen Pfarrerin Gabriele Herbst aus Magdeburg.


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