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01.06.2024
Baby-Glocke in Halle

Wenn um 13 Uhr die Glocken im Roten Turm am halleschen Markt läuten, dann bleibe ich stehen und halte einen Moment inne. Ich spitze die Ohren, denn nach dem Stundenläuten erklingt Händels Halleluja und dann die sogenannte Baby-Glocke. So viele Kinder in den vergangenen vierundzwanzig Stunden geboren wurden, so oft läutet kurz nach 13 Uhr die Babyglocke. Für jedes Neugeborene in Halle ein Glockenschlag. Das ist doch mal eine angemessene Begrüßung. Denn mit jeder Geburt jubelt das Leben. Mit jedem Neugeborenen öffnet die Hoffnung von neuem die Äuglein und blickt frisch hinaus in diese Welt.

Nach dem fröhlichen Begrüßungsgeläut hat es die Hoffnung dann leider manchmal schwer. Selbst in Deutschland wächst jedes fünfte Kind in Armut auf. Sie haben richtig gehört: jedes fünfte Kind. Bei uns.
Am niedrigsten ist die Kinderarmut in Island. Was die anders machen? Nicht nur Glocken läuten, sondern Armutsfaktoren gezielt bekämpfen: kostenlose Bildung und Betreuung, Unterstützung fürs Wohnen und Care-Arbeit – es gibt viele Hebel, die bewegt werden. Vor allem anderen aber fragen die Isländer regelmäßig in einer aufwendigen Studie: Wie geht’s eigentlich den Kindern in unserem Land?

Wenn ich heute, am Weltkindertag, um 13 Uhr in Halle die Babyglocke höre, will auch ich mir diese Frage stellen. „Hütet euch, die Kleinen von oben herab zu behandeln“, sagt Jesus. „Denn ihre Engel im Himmel haben jederzeit Zugang zu meinem Vater im Himmel.“ (Mt 18,10)

Jedem Kind auch mindestens einen irdischen Engel – das wünsche ich mir, gerade für die anstehenden Wahlen.

Conrad Krannich, Halle.


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