09.10.2018
Ballonfahrt - die himmlische Alternative
Ich war noch keine 13 Jahre alt, da startete ein Heißluftballon mitten in einer herbstlichen Nacht im Thüringer Wald. Ein fröhlich bunt gestreifter Ballon. 28 Minuten später landete er ziemlich unsanft in Oberfranken. Jahrelang hatten sich die Ballonfahrer auf diese Reise vorbereitet und alles selbstgebaut: Den Korb, die Feuerungsanlage mit vier Propangasflaschen – und natürlich die gewaltige Ballonhaut genäht. Alles passierte heimlich. Selbst der Stoff musste portionsweise in der ganzen Republik eingekauft werden. Es sollte ja keiner was ahnen. Da war die Farbe völlig egal.
Ein gewaltiger Aufwand für 28 Minuten Ballonfahrt.
Das Entscheidende war die richtige Windrichtung. Denn die Fahrt führte über die innerdeutsche Grenze. Von Ost nach West. Dafür hatten die beiden Ehepaare mit ihren Kindern alles aufgegeben und waren das Risiko eingegangen. Wenn sie erwischt worden wären, dann hätte das Gefängnis und Kinderheim bedeutet.
Aber sie haben es geschafft. Was für ein Riesending! Das schweißt Menschen zusammen – könnte man meinen. Doch die beiden Familien verstritten sich im Westen.
Manchmal wünsche ich mir, dass wir hin und wieder mal aufsteigen in die Luft und auf uns herabschauen. Dass wir uns in Ruhe ein wenig selbst betrachten. Dass wir die Chancen des Lebens, die Gott uns schenkt und die wir gestalten können, wichtiger nehmen als den kleinlichen Streit.
Bully Herbig hat die spektakuläre Ballonflucht gerade verfilmt. Er hat die zerstrittenen Familien zur Premiere eingeladen. Sie sind tatsächlich gekommen.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg