10.10.2018
Omas Knopfliste - jeder hat seinen Wert
Omas Knopfkiste, das war mein Schatz der Kindheit. Unmengen von Knöpfen von alten Hemden, ausrangierten Jacken, Schürzen oder Bettwäsche waren darin gesammelt. Den Geruch der Kiste habe ich heute noch in der Nase. Diese Knöpfe waren mein Reichtum: lauter Goldtaler zum Zählen und Sortieren nach Größe, Farbe oder Anzahl der Löcher. Ich konnte Muster legen oder die Knöpfe auffädeln. Meine Knopfgesellen wurden Armeen, die gegeneinander kämpfen mussten. Sie wurden Fußballmannschaften. Ich konnte die Knöpfe in hohem Bogen ins Tor schnipsen. Stundenlang haben die großen und kleinen Knöpfe in allerlei Ausführungen mir die Langeweile vertrieben und mich in ferne Knopfwelten entführt.
Mögen die abgetrennten Knöpfe alter Hemden für andere wertlos sein, für mich waren sie ein wunderbarer Schatz. Nur Oma brauchte manchmal einzelne für ihre Reparaturen mit Nadel und Faden. Aber es kamen ja immer wieder neue dazu.
Wenn mir heute ein loser Knopf in die Hände kommt, muss ich an die Knopfkiste von damals denken. Wo jeder kleine Knopf einen Wert hat.
Auch wenn das keiner gesehen hat – außer mir - und vielleicht meiner Oma - wenn auch anders.
Kinder können das: das Wunderbare sehen. Und mit ein bisschen Phantasie Wunderwelten entstehen lassen – aus fast nichts.
Wir Erwachsenen dürfen es wieder entdecken. Uns wundern und andere zum Wundern bringen - über die ganz kleinen Dinge im Leben
findet Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg
