26.07.2017
Bildung
Meine Großeltern waren Handwerker. Sie waren lebensklug und fleißig. Meine Großväter starben früh – der Krieg. Meine Großeltern waren nicht gebildet. Meine Eltern wollten es besser machen. Dann kam der nächste Krieg. Erst mein Bruder und ich hatten die Chance auf Bildung. Wir haben das Glück, keinen Krieg erlebt zu haben. Bildung ist lebensprägend.
In der Zeitung steht, viele junge Menschen verlassen die Schule ohne Abschluss. Das ist erschütternd. Was soll aus ihnen werden? Was denken sie selbst darüber? Glauben sie etwa, ohne Bildung ihr Leben meistern zu können? Welche Träume haben sie? Hoffentlich träumen sie nicht, als Superstar schnell und ohne Mühe reich zu werden.
Vor 500 Jahren beschreibt Martin Luther in Wittenberg noch einmal neu, was Arbeit ist. Zur Arbeit gehört auch Bildung. Die allgemeine Schulpflicht hat hier ihre Wurzel. Dabei geht es Luther nicht um einen Doktortitel für jeden Schüler. Vielmehr hat jede Tätigkeit ihre eigene Würde. Jedes Handwerk, jede Arbeit ist bedeutsam, sofern sie gut und richtig gemacht wird. Luther nutzt dabei gern das Wort „ehrenvoll“; Handwerkerehre zum Beispiel.
Als Christenmensch meine Arbeit gut und richtig tun, ist fast Teil eines täglichen Dienstes für Gott, so Luther. Lernen gehört dazu und arbeiten, egal als was.
Ist uns dieser Gedanke verlorengegangen?
Aus Dessau grüßt
Joachim Liebig