12.08.2024
Bunte Mischung
Ich begegne ihm immer im indischen Restaurant. Er ist dort einer der jungen Kellner. Wie er heißt, weiß ich nicht. Jedenfalls bekommt man schon gute Laune, wenn man ihn sieht. Er hat so ein verschmitztes Lächeln, ist ein bisschen mollig, und die schwarzen Haare stehen irgendwie in alle Richtungen ab.
Beim letzten Mal habe ich ihn was gefragt. Auf den Fensterbrettern im Restaurant stehen nämlich kleine indische Götterfiguren aus Bronze: einer zum Beispiel im Schneidersitz mit acht Armen. Welcher Gott das denn sei, habe ich gefragt, und was die Figur bedeutet. „Das ist Shiva“, sagt er und beginnt dann ausführlich zu erzählen über Shiva und Vishnu und Ganesha und diesen Gott und jenen.
Was der alles wusste! Wie bewandert der ist in seiner Religion!
Bei der Frage, wie er denn seinen Glauben hier ausübt, wo er betet, denn in unserer Gegend gibt es ja keine hinduistischen Tempel wie im Ruhrgebiet, da hebt er lächelnd die rechte Hand, legt sie so auf sein Herz und sagt. „Gott ist hier. Gott braucht keine Gebäude.“
Wow, dachte ich, was für eine Weisheit für einen 18- oder 20jährigen.
Am Ende bin ein ganzes Stück klüger nach Hause gegangen.
Unsere beiden Religionen und unsere Kultur sind so unterschiedlich und trotzdem verbindet uns der Glauben. Uns verbinden das Interesse am anderen und der Respekt voreinander.
Ich habe mich nach dem Gespräch richtig bereichert gefühlt!
Also mal ganz abgesehen von Hähnchen-Curry und Mango-Lassi.
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Einen Tag mit interessanten Begegnungen wünscht Ihnen Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg