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13.08.2024
Dankbarkeit

„Seid dankbar in allen Dingen!“ steht in der Bibel. Dankbarkeit ist nämlich der Schlüssel dazu, zufriedener zu sein. Dazu muss man manchmal die Perspektive wechseln - weg von dem, was mir fehlt oder mich ärgert, hin zur Haben-Seite, zu dem, was positiv ist.

Das fällt mir heute, am 13. August, besonders leicht.

13. August 61, Sie wissen - Mauerbau. Die innerdeutsche Grenze war da schon längst gezogen, die Berliner Mauer dann der traurige Höhepunkt.

Ich bin in der Nähe dieser Grenze aufgewachsen.

Der Blick ging rüber in die hessischen Nachbardörfer, wenige Kilometer entfernt und doch unerreichbar. Vor Augen Wachturm, Hunde, Stacheldraht, Elektrozaun, bewaffnete Soldaten. Wir wussten um Selbstschussanlagen und Minen im Boden.

Ich erinnere mich an die Erzählungen hinter vorgehaltener Hand:

Über den Onkel, der es noch durch die Werra geschafft hat.

Oder über den 19Jährigen, den sie einfach erschossen hatten.

Oder über die Aktion „Ungeziefer“ 1952, als plötzlich nachts Familien einfach aus dem Bett geklingelt, auf LKWs verladen und ins Landesinnere verfrachtet wurden. Die mussten alles zurücklassen: Haus, Hof, Felder.

Gott sei Dank ist das vorbei!

Ich bin so froh, dass mich heute keine staatliche Gewalt bedroht, dass ich meinen Wohnort frei wählen kann, meinen Glauben leben, meine Meinung sagen darf.

Ich bin so dankbar, dass wir offen politisch streiten dürfen. Dass Menschen demonstrieren können.

Es ist nicht alles gut, nein. Aber mit dem Blick zurück weiß ich, was ich habe und wie wertvoll Demokratie ist.

Manchmal hilft es, die Perspektive zu wechseln: weg von dem, was mich ärgert, hin zu dem, wofür ich dankbar bin.

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Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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