18.11.2020
Buß- und Bettag
„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ – meinte Oma Ingrid und klopfte der kleinen Hoffnung auf die Schulter.
„Pah“ sagt die kleine Hoffnung. „So ein Quatsch. Ich halte das schon lange nicht mehr aus. Immer soll ich herhalten <Die Hoffnung wird´s schon richten! Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben... > - Bin ich Jesus? Nein. Ich kann nicht alle Wünsche erfüllen.“
„Nun sei doch nicht so hoffnungslos, kleine Hoffnung.“ erwiderte Ingrid. „Ich weiß, du kannst nicht alles geradebiegen, reparieren, heilen und ersetzen. Aber du kannst den Samen sehen, obwohl er noch in der Erde verborgen ist. Du kannst in der Raupe schon den Schmetterling ahnen. Du siehst die Sonne hinter der Wolke...
„Du hast gut reden.“ sagte die kleine Hoffnung.
„Ja,“ antwortete Ingrid, „ich hab genug Angst gehabt im Leben. Wenn alles dagegenspricht: die Situation, die Diagnose, die Erfahrungen, der Verstand - dann ist deine Stunde gekommen. Du kannst rebellieren: Halt, Stopp! Ich hab noch eine Idee... Du öffnest die geheimen Kraftquellen. Nein, du bist nicht Jesus. Aber du bist die Kraft, die Jesus gibt. Du bist die Laterne auf dem Weg, kleine Hoffnung!
Wenn alle aufgeben wollen, dann hältst du die Stellung. Nicht immer zum Sieg, aber manchmal eben doch. Und immer wieder gibt es Lösungen, die vorher verborgen waren. Dann lautet die Lösung nicht Heilung. Vielleicht aber Veränderung der Gewohnheiten. Sie könnte Schmerztherapie heißen oder auch Hospiz. Da will ich übrigens hin, falls es mir mal richtig schlecht geht.
Hast du heute schon in den Kalender geguckt, kleine Hoffnung? Heute ist Buß- und Bettag. Also viel Zeit um über Sorgen nachzudenken und was man ändern könnte. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Einen gesegneten Buß- und Bettag wünscht Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg