21.01.2023
Der Mond ist aufgegangen und ’s ist Krieg! ’s ist Krieg!
„Der Mond ist aufgegangen“ ist für mich eines der schönsten Abendlieder, die ich gerne singe und mich sehr gerne an die Stimmung erinnere, wo wir vor den Zelten am Lagerfeuer gesungen und in den Karpaten den klaren Sternenhimmel bewundert haben. Der Dichter Mathias Claudius, der heute vor über 200 Jahren starb, gehört zu den bekanntesten deutschen Dichtern. Aber er hat nicht nur stimmungsvolle Abendlieder gedichtet, in denen der Wald stillsteht und schweiget und aus den Wiesen der weiße Nebel steiget wunderbar, sondern auch ein Kriegslied. Das kam mir in den Sinn angesichts des nicht endenden wollenden Krieges in der Ukraine wieder: „’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede Du darein! ’s ist leider Krieg – und ich begehre, nicht schuld daran zu sein!“ Claudius verherrlicht in diesem Lied den Krieg überhaupt nicht – sondern schildert die Grausamkeit und die Schrecken, die er hinterlässt – die wir heute nur steril in Bildern im Fernsehen zu Gesicht bekommen. Claudius´ Flehen, nicht schuld am Krieg zu sein, kann ich sofort unterschreiben. Aber es ist leider ein doppelter Trugschluss.
Ich hoffe und bete angesichts der unzähligen toten ukrainischen und russischen Soldaten und den vielen Opfern und von Millionen Frauen und Kindern, die fliehen müssen, dass das Elend bald, bald endet! Ja, ich hoffe, ich begehre, selber nicht schuld an diesem Krieg zu sein. Aber ich weiß doch, dass meine Ablehnung dieses Angriffskrieges mich nicht frei macht, die eigene Verstrickung zu sehen: Der Ukraine keine Waffen zur Selbstverteidigung zu geben ist unterlassene Hilfe für die Opfer – Waffen zu geben verlängert den Krieg und das Elend. So bete und hoffe ich, dass der heilige Engel Gottes sich dem Kriegsherrn an der Moskwa in den Weg stellt. Johann Schneider evangelischer Regionalbischof aus Halle