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20.01.2023
Freude, verlorenes wieder zu finden

Ich war noch klein. Wir hatten einen kleinen Hof mit Tieren. Eines Tages fehlte eine Kuh. Eigentlich kannte unsere Kuh mit dem schönen Namen Leni den Weg nach Hause und war sehr zuverlässig, auch wenn der Hirte behauptete, sie sei eine Einzelgängerin, die sich immer am Rande der Herde bewege und ausreißen wolle. Das war in meinen Ohren nur böse Ausrede, weil er zu faul war, die Herde beisammenzuhalten und lieber im Schatten schlief. Ich ließ jedenfalls auf unsere Leni nichts kommen – war ich doch schon bei ihrer Geburt im Stall gewesen. Ich hatte gesehen und mich gefreut, wie sie als Kalb und Färse wuchs und groß wurde. Schon als Färse hatte ich die ersten Fahrversuche mit dem Einspänner mit ihr absolviert. Auf sie war Verlass – auch wenn sie nicht so viel Milch gab. Eines Abends im Hochsommer ging ich in den Stall, um sie zu melken – aber keine Leni weit und breit. Weder im Hof noch grasend vor dem Tor. Mein Herz schlug höher, da sich die Nachbarn, die ich fragte, nicht entsinnen konnten, sie gesehen zu haben. Also musste sie irgendwo von der Herde abgekommen sein. So machten wir uns schließlich zu dritt bei dunkelster Nacht auf und liefen den langen Weg zurück auf die Weide mit dem Stoßgebet „Herr hilf, dass wir Leni wieder finden“ Wir haben sicher bis weit nach Mitternacht am Rand des Schilfes am Bach und in den Maisfeldern gesucht und sie schließlich, Gott sei Dank, am Fuß verletzt wieder gefunden.

Da konnte ich die übergroße Freude nachfühlen, von der Jesus erzählt, wenn ein Hirte die 99 Schafe stehen lässt, um das eine verirrte und verlorene Schaf wiederzufinden. Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle


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