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20.02.2020
Don Camillo am Bahngleis

Ich treffe ihn manchmal morgens an der Bahn. Wir wechseln einen Gruß, manchmal ein paar Worte. Seine Familie hat Schweres durchgemacht, oder besser gesagt: sie haben miteinander Schweres durchgestanden. Er betont immer wieder: „Das ging nur mit Gottes Hilfe. Ich habe ihn gespürt, seine Nähe. Das hat mir Halt gegeben. Ich rede mit ihm. Täglich.“

Neulich habe ich ihn wieder getroffen. Morgens an der Bahn. Ein Gruß, wir wechseln ein paar Worte. Er fragt: „Weißt du, wie ich zum Glauben gekommen bin?“ Und dann erzählt er von Don Camillo und Peppone, einer uralten Filmserie, die in Norditalien spielt. Schwarz-weiß. Die Filme waren schon alt, als ich noch Kind war. Aber ich habe sie geliebt. Den verschrobenen Priester Don Camillo in seiner schwarzen Soutane mit seinem Käppchen, und Peppone, den hemdsärmeligen kommunistischen Bürgermeister. Die beiden bekämpfen sich ständig oder spielen einander heftige Streiche. Aber sie können ohne einander nicht sein. Manches krumme Ding ziehen sie gemeinsam durch, weil der eine den anderen wegen irgendeiner Geschichte mal wieder in der Hand hat.

Aber wenn es brenzlig wird, dann geht Don Camillo in seine Kirche. Dorthin, wo Christus am Kreuz hängt. Don Camillo spricht zu ihm, wie mit einem guten alten Freund. Er erzählt von seinen Sorgen und erklärt Jesus, was los ist: „Weißt du, der kleine Junge von Peppone, der hat es doch nicht leicht....“

„Diese Filmszenen,“ sagt der Mann am Bahngleis zu mir, „die haben mich tief beeindruckt und so habe ich selbst angefangen Gott von mir zu erzählen.“

Und dann kommt der Zug. Und wir beide steigen dankbar ein, weil wir wissen, dass es jemanden gibt, der uns zuhört. Und dass das nicht nur ein Film ist.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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