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02.10.2022
Erntedank

„Sag danke!“ Meine Mutter sagte das zu mir, wenn ich Kuchen von der Nachbarin bekam.
Die Nachbarin war eine lausige Bäckerin. Ich wusste das.
Trotzdem sollte ich Danke sagen, obwohl ich gar nicht dankbar war.
Gerade Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt.

Heute ist Erntedankfest. In den Gottesdiensten sprechen alle Texte, Gebete und Predigten von der Dankbarkeit. Die Erinnerung an den Kuchen der Nachbarin habe ich auch als Pfarrer nicht verloren. Kann ich der Gemeinde Dankbarkeit verordnen? Seit meiner Kindheit weiß ich, das geht nicht.

Also: keine Dankbarkeit mehr?
Wäre der Kuchen der Nachbarin wirklich gut gewesen…ja, dann.

Nein, nicht das Ende der Dankbarkeit.
Nur der Grund muss stimmen.
Und es gibt zahllose Gründe, dankbar zu sein.

Ganz früher genügte mir dafür, das schnellste Moped der Klasse zu fahren.
Viel später war es Blick auf unsere drei Kinder, die ruhig in ihren Bettchen schliefen, die mir Tränen der Dankbarkeit über die Wange laufen ließen.

Heute bin ich dankbar für jeden Tag, dessen Sorgen erträglich blieben; dessen Freude mich überraschen konnte.
Als Christ hat mein Dank ein Ziel; ich kann nicht anders:

Ich danke Gott.
Ich glaube, jeden Tag hat er einen Plan mit mir.
Allein dafür danke ich.

Damit grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


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