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03.10.2022
Wiedervereinigung

Geboren 1958 ist mir der kalte Krieg eine deutliche Erinnerung.
Es erschien mir leider im schlimmsten Fall möglich, an der Schnittstelle von zwei hochgerüsteten Militärblöcken zum Schlachtfeld zu werden.

Und dann kam alles ganz anders.
Unerwartet, ungeplant, rasend schnell.
Und vor allem friedlich.

Zum ersten Mal in der Geschichte Deutschlands eine erfolgreiche Revolution ohne einen Schuss.
Ja, Gebete haben dabei eine wichtige Rolle gespielt. Das gehört mit zur wunderbaren Geschichte.
Ja, es ist ganz viel nicht so gekommen, wie erwartet. Es gab gebrochene Versprechen, gebrochene Lebensplanungen, Ungerechtigkeiten und Kränkungen.

Aber im Ernst: Was wäre gewesen, könnten wir heute nicht unsere Wiedervereinigung feiern? Hätten Deutsche längst auf Deutsche geschossen?
Bis zum 24. Februar dieses Jahres hätte ich das für unwahrscheinlich gehalten.

Jetzt bin ich pessimistischer.
Erleben wir nicht gerade das Ende vieler Sicherheiten? 
Es ist wieder an der Zeit zu beten.

Ich setze erneut auf ein Wunder: auf Frieden, auf Miteinander, auf ein Ende von Not.
Naiv?
Wurde 1989 auch gesagt.

Hoffnungsvoll grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


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