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31.10.2023
Felicitas

In der Marien-Bibliothek in Halle findet sich zwischen den jahrhundertealten Büchern auch eine sehr alte und sehr besondere Bibel. Es ist die Bibel der Felicitas von Selmnitz.

In Dornburg an der Saale wird Felicitas vor über 500 Jahren als Tochter eines Ritters geboren. Sie heiratet und kommt mit ihrer Familie nach Halle. Sieben Kinder bringt sie zur Welt, nur eines – Georg – wird groß. Und Felicitas‘ Mann, der wird bei einer Auseinandersetzung im Gasthaus zum Goldenen Ring am Marktplatz ermordet.

Verwitwet und alleinerziehend beginnt Felicitas, sich für die reformatorische Bewegung um Martin Luther zu interessieren. Luther selbst schenkt ihr eine Bibel. Und die studiert sie akribisch.

Wenn wir heute in der Marienbibliothek Felicitas‘ Bibel in Händen halten, dann ist das, als würden wir ihr selbst beim Lesen über die Schulter schauen. In der Bibel finden sich nämlich tausende kleine Bildzeichen und Unterstreichungen – Lesespuren von Felicitas. Sie liest die Bibel mit dem Stift.

Beim Lesen verweilt sie auch an folgendem Vers: „Bedrängnis [bringt] Geduld […], Geduld aber Bewährung, Bewährung [… bringt] Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen […]“ (Röm 5,3b–5a).

Die Liebe Gottes ist da. In jedem von uns steckt irgendwo ein bisschen von dieser Liebe. Sie hat Felicitas weiterleben lassen. Sie wird auch das Schwere in unserem Leben verwandeln in Geduld und Bewährung und Hoffnung.

Bleiben Sie zuversichtlich
Conrad Krannich, Halle


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