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31.05.2023
Frühlingsbegeistert

Sie ruft mich an und informiert mich, dass ihr Sohn Aaron nicht mitkommt zu unserer Jugendfahrt nach Wittenberg.

Nach etwas Zögern erzählt sie:

„Mein Lebensgefährte hat mich von heute auf morgen verlassen. Ich habe nichts geahnt, nichts. Er hat einfach eines Nachmittags seine Sachen gepackt und gesagt, er ziehe aus. Ohne Erklärung! Das war ein Schlag, auch für Aaron. Sein leiblicher Vater ist damals auch gegangen, da war er acht. Das war schon schwer. Zu meinem Lebensgefährten hatte er dann aber eine sehr gute Beziehung aufgebaut, die beiden verstehen sich. Und jetzt reagiert der kaum auf die Anrufe von Aaron. Ich bin selbst verzweifelt, aber am meisten tut es mir für Aaron leid.“

Eine Welle an Mitgefühl erfasst mich mit den beiden. Ach… was Aaron wohl gerade durchmacht! Vielleicht brächte ihn ja gerade die Fahrt auf andere Gedanken, aber die Mutter meint, er wolle wirklich nicht und bräuchte Zeit für sich.

Das Telefonat geht mir noch lange nach. Trotz der Erfahrung vieler Seelsorgegespräche bin ich immer wieder überrascht: Was man alles gar nicht ahnt, wenn man Menschen nur oberflächlich kennt!

Innerlich stammele ich ein Stoßgebet: Gott, du weißt, wie es den beiden geht. Sei du doch bei ihnen. Und gib ihnen irgendwie Kraft, da durchzukommen und eine Idee, wie es weiter gehen kann, wie sie bald wieder nach vorn sehen können. Und schenke ihnen gute Freunde. Und beschütze vor allem Aaron! Hm.

Mit einem Seufzen gehe ich in den weiteren Tag. In Gedanken nehme ich die beiden mit.

Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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