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04.04.2023
Fußwaschung

Seit einigen Tagen ist er in Jerusalem. Die Menge hat ihn begeistert empfangen.
Jesus kommt – jetzt wird alles gut, hatten sie gedacht.
Gestern hat er sich im Tempel Feinde gemacht – die Händler auf die Straße getrieben.
Ein Tempel ist ein Ort des Glaubens, nicht für Marktschreierei.
Heute ist er mit seinen Freunden allein.
Er lässt eine Schüssel holen und Wasser.
Zur Überraschung seiner Freunde beginnt er, ihnen die Füße zu waschen; eine alte Geste der Unterwerfung.
Er, der Herr, unterwirft sich seinen Freunden.
„So soll es unter Euch sein!“, sagt er.
Damit stellt Jesus die Frage von Macht und Herrschaft auf den Kopf.
Nicht der ist mächtig, der sich erbarmungslos durchsetzt.
Im Gegenteil: Wer aus freien Stücken von seiner Macht absieht, der folgt dem Vorbild Jesu
für eine Welt könnte das sein, in der diese Regel gilt?
Wäre es das Ende aller Gesetze. Gäbe es Anarchie und Chaos?
Es wurde versucht und endete immer genauso.
Wir Menschen sind zu schwach, auf unsere Macht zu verzichten.
Wir lieben es, uns durchzusetzen. Unterwerfung ist Schwäche. Schwäche ist schlecht.
Dabei ist Jesus gar nicht schwach. Er beherrscht die Situation.
Als Starker auf Stärke zu verzichten. DAS würde die Welt ändern.
Beginnen muss es alltäglich – heute – bei uns.
Obwohl ich mich durchsetzen könnte, verzichte ich darauf.
Ich will es versuchen.

Machtvoll und schwach zugleich grüßt aus Dessau
Joachim Liebig


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