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03.04.2023
Tempelreinigung

Seit gestern ist er wieder in der Stadt.
Die Menschen standen an der Straße, jubelten ihm zu, riefen, er sei der neue König.
Heute geht er in den Tempel. Er will beten. Jesus, der Gottessohn.
In der Nähe des Heiligtums ist es laut. Fliegende Händler überschreien sich mit ihren Angeboten.
Manche streiten sich um die besten Plätze, möglichst nahe am Haupteingang; ist gut fürs Geschäft.
Manche haben es bis in die Vorhalle geschafft.
Wo eigentlich Gebet und Stille sein sollten, feilschen die Kunden lautstark um die besten Preise.
Das kann er nicht ertragen.
Voller Wut wirft er Tische um, schreit die Händler an.
„Ihr habt den Tempel missbraucht! Nur um Geld und Euren Vorteil geht es Euch!“
Jesus im Tempel in Jerusalem.
Es sind die letzten Tage seines Lebens. Er weiß das; hat nichts zu verlieren.
Er legt sich mit den Mächtigen an. Im Tempel wird es deutlich.
Anstelle von Gebet und Glaube herrscht Kommerz und Eigensucht.
Wie oft war das so? Später! In der Geschichte der Kirche?
Heute?
Steht Kirche heute für Gebet und Glaube?
Für die Mehrheit der Menschen ist Kirche nebensächlich, unwichtig.
Was würde Jesus heute seiner Kirche sagen?
Er hätte viel zu kritisieren, das ahne ich.
In diesen Tagen vor Karfreitag sind diese Fragen besonders drängend.
Gebet und Glaube – das erwartet Jesus in jedem Fall; alles andere kann warten.

Nachdenklich grüßt aus Dessau
Joachim Liebig  


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