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19.10.2019
Gebrüll

Darf ich offen sein?

Das beständige Gebrüll ist mir zuwider: Brexit und Amtsenthebung in den USA, Klimawandel und Flüchtlingsfragen. Überall werde ich angebrüllt mit den neuesten und wichtigsten Meldungen, Meinungen, Erkenntnissen.

Es ist mir zuwider, wie ich als interessierter Bürger für dumm verkauft werde, wenn ich Verschwörungstheorien glauben soll. Lautstärke macht keine Glaubwürdigkeit. Gebrüll macht mich taub.

Vor hundert Jahren schreibt ein kluger Mensch, Politik sei das geduldige Bohren dicker Bretter. Von Gebrüll schreibt er nichts.

Vor 2000 Jahren schreibt Paulus in der Bibel, die Obrigkeit solle ihre Arbeit tun, damit die Bürger ruhig leben können. Dafür schulden die Bürger der Obrigkeit Respekt.

Ich bin gern bereit, diesen Respekt zu zollen; aber nur der Obrigkeit, die ruhig ihre Arbeit tut, damit ich ruhig leben kann.

Darf ich offen sein?

Das sei zu wenig, höre ich. Die Lage sei kritisch. Ich müsse mich nun entscheiden.

Da ist es schon wieder: das Gebrüll.

Ist die Lage nicht immer kritisch?

Müssen wir uns nicht dauernd entscheiden?

Kann man nicht immer noch mehr tun?

Ich lebe in Frieden und gönne allen Menschen dasselbe. Wer Krieg für denkbar hält, mag brüllen wie er will. Nicht mit mir.

Ich sehe die Ungerechtigkeit und bemühe mich, ihr abzuhelfen, wo ich kann. Wer mich dazu mit Geschrei zwingen will, macht meine Ohren taub.

Mehr Ruhe bitte; mehr stilles Bohren dicker Bretter und mein Respekt ist gewiss.

Aus Dessau grüßt ganz ruhig

Joachim Liebig


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