26.01.2022
Glasarche
Die große gläserne Arche scheint aus der hölzernen Hand zu rutschen. Diese Installation steht noch bis Monatsende auf dem Gelände von Point Alpha in der thüringischen Rhön.
Dort verlief die innerdeutsche Grenze. Point Alpha war ein strategisch wichtiger Grenzposten der Amerikaner – direkt am Eisernen Vorhang, der bis 1990 Ost und West teilte.
Diese Grenze gibt es nicht mehr und Point Alpha ist eine Gedenkstätte. Aus dem eisernen Vorhang ist das Grüne Band geworden. Dort wachsen jahrzehntelang zerschnittene Grenzregionen wieder zusammen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Mit Wiesen, Büschen und Bäumen. Natur pur statt Todeszone.
Vor über 15 Jahren hatte man die Idee, Kunst und Natur zu verbinden. Aus Glas und Holz entstand das Kunstwerk. Die Glasarche reist seitdem durch Deutschland und die Nachbarländer. Auch in Halle, in Zeitz und auf dem Brocken war sie schon. Die Arche erinnert an das biblische Rettungsboot für Menschen und Tiere vor der großen Flut.
Das fast fünf Meter lange gläserne Boot entgleitet der Eichenhand. Ich stehe davor und will zupacken, um die zerbrechliche Arche zu retten.
Was heißt das aber: zupacken?
Die EU packt nicht zu!
Jetzt will sie sogar Atomenergie als nachhaltig einstufen.
Ja, geht’s noch?. Denkt da keiner mehr an Fokushima und den ganzen Atommüll, der noch Jahrtausende vor sich hin strahlt?
Himmel-Herr-Gott-nochmal. Wir brauchen in der EU konkrete Schritte, echte Fortschritte.
Nein. Die Erde ist nicht aus Glas. Aber sie kann uns entgleiten, wenn wir nicht schnell zupacken.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg