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25.01.2022
Zeitansage

„Wir sehen uns dann dreiviertel neun.“ sage ich zu Kay. „Alles klar?“
„Alles klar!“
Das war die Verabredung.
8:45 Uhr - Ich bin pünktlich.
Es wird neun Uhr; es wird viertel nach neun; es wird halb zehn... Wer nicht kam, war Kay.
Der kam völlig entspannt um neun Uhr fünfundvierzig daher. Ich glaube, ich bin im falschen Film. Eine ganze Stunde zu spät! Ja, geht’s noch?

Kay guckt mich verständnislos an: „Mensch sag doch Viertel vor neun!“ entschuldigt er sich, „Dann verstehe ich dich auch!

Tja, dumm gelaufen. Angeblich kann man ja Ossis und Wessis unterscheiden, je nachdem, wie sie die Zeit sagen. Oder Nordis und Südis – denn soweit ich weiß, verläuft da wohl eher die Grenze.
Manche Dinge haben wir eben unterschiedlich gelernt: zum Beispiel die Zeitangabe, aber auch anderes. Je nachdem, wo ich aufgewachsen bin und wie es bei mir zuhause üblich war. Vieles, was ich denke und sage, ist geprägt von meinem ganz persönlichen Hintergrund.
Andere haben andere Hintergründe. Aber das macht es doch interessant.
Keiner muss ticken, wie ich. Eher muss ich auch mal übersetzen:
Dreiviertel neun ist viertel vor neun, alles klar?
Oder sicherheitshalber nachfragen. Bei der Zeit, wie bei heißen Themen. Was genau meinst du? Wieso sagst du das?

Und woran glaubst du?
So etwas kann eine Verabredung retten.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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