28.08.2021
Glaube braucht Widerspruch
„Sie wollen nicht ernsthaft behaupten, es gäbe ein Leben nach dem Tod!“
Seit es vorsichtig wieder möglich ist, zusammen zu kommen, gibt es bei Gesprächen im Garten auch wieder solche Sätze.
Voran geht meistens ein vorsichtiges Herantasten meines Gegenübers an meine Gesprächsbereitschaft.
Ja, ich habe nichts gegen Widerspruch, auch nicht zu Themen meines Glaubens.
Im Gegenteil: mein Glauben braucht den Widerspruch, die Diskussion, die Erklärung.
Zu den letzten Fragen des Lebens Auskunft zu geben, kann von mir als Pfarrer erwartet werden.
Gern will ich darüber sprechen.
Nicht nur wegen der begrenzten Kontaktmöglichkeiten scheint das schwieriger zu werden.
Menschen mit Überzeugungen scheinen weniger an der Auseinandersetzung interessiert zu sein.
Wer anderer Meinung ist, gilt als falsch informiert oder als Teil einer weltweiten Verschwörung gegen eine Wahrheit, die nur wenige kennen.
Ich will das alles nicht!
Ich bin bereit, mich jedem Gespräch zu stellen.
Allerdings habe ich die Bedingung, alle Mitwirkenden bleiben respektvoll.
Ich will davon ausgehen, auch in der Meinung meines Gegenübers könnte Wahrheit liegen.
Das erwarte ich auch für mich.
Es würde uns allen helfen, wir könnten uns auf diese Gesprächskultur einigen:
In der Familie, im Beruf, in der Politik.
Ich bin bereit.
Und: ja, ich glaube ernsthaft an ein Leben nach dem Tod.
Gesprächsbereit grüßt aus Dessau
Joachim Liebig
