20.02.2025
Grüß Gott und Guten Tag
Wenn jemand „Grüß Gott“ sagt – bei uns hier in Halle oder in Mitteldeutschland, dann weiß man ziemlich genau, wo dieser Mensch herkommt. Und genauso ist es, wenn unsereiner nach Süddeutschland, nach Österreich oder in die Schweiz fährt und ohne Nachdenken mit „Guten Tag“ grüßt. Ganz anders natürlich an der Küste, wo es schlicht ein „Moin“ ist.
Sowohl „Grüß Gott“ als auch „Guten Tag“ sind Zeugnisse dessen, wie stark der christliche Glaube unsere Kultur geprägt hat. Das „Grüß Gott“ meint nämlich: „Möge Gott dich segnen, dich behüten und dich bewahren“ und „Mögen wir uns mit Gott grüßen“. Das heißt, dass zwischen uns ein Dritter ist, nämlich Gott, dem wir beide begegnen und uns in Frieden die Hand geben.
Genauso ist das mit „gut“. Einen guten Tag wünschen kann natürlich einfach nur ein Wunsch sein, dass der Tag für dich gut werden mag. Und doch ist es mehr, denn Gott alleine ist es, der gut ist. Martin Luther hat in einer Auslegung einen sehr schönen Satz geprägt. Er hat eine Verbindung zwischen „gut“ und „Gott“ hergestellt. Die Sprachforschung hält diese Verbindung für nicht stichhaltig, und doch bleibt, dass ich, wenn ich „Guten Tag!“ sage, von mir weg hinweise und auf den, der selbst gut ist, von dem Jesus sagt: „Niemand ist gut als allein Gott.“ In diesem Gutsein, in dieser Güte Gottes, lässt sich gut leben.
Johann Schneider, Ihr evangelischer Regionalbischof aus Halle