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13.03.2020
Herkunft und Ankunft

Schade. Heute sollte die Leipziger Buchmesse, das größte Vorlesefest der Welt , beginnen. Doch das Coronavirus hat auch ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das ist zu verstehen, wenngleich ich mich seit Wochen auf das Lesefest gefreut habe. Nun werde ich Freunde einladen und mit ihnen eine Minivorlesemesse zelebrieren. Wir haben das aus gutem Grund schon öfter gemacht. Beim Vorlesen entsteht Nähe. Wörter, beim Selbstlesen nur flüchtig gestreift, bleiben für einen Moment im Raum stehen und können in gemeinsame Gespräche führen.

Das Gemeinsame sollte auch bei der diesjährigen Buchmesse Thema sein.

„Common Ground, Gemeinsamkeiten“ - Literatur aus Südosteuropa. Brücken sollten zwischen Ländern gebaut werden, die unabhängig von Konflikten vieles teilen, die Sehnsucht, ein Zuhause zu haben und zu finden. Herkunft und Ankunft. Bosnien, Rumänien, Kosovo und Albanien waren eingeladen, aber auch viele deutschsprachige Länder.

Letztes Jahr hörte ich auf der Buchmesse den bosnischen Autor Sascha Stanisic aus seinem Buch „Herkunft“ lesen. Er erzählte, dass ihm Deutschland 1992 zur Heimat wurde durch einen Zahnarzt, den er Dr. Heimat nennt. Ein alter Mann mit Schnurrbart und Badehose.Dieser winkte dem 15jährigen Kriegsflüchtling über den Zaun zu und behandelte später kostenlos seine schlechten Zähne.

Die Bibel nennt so einen Helfer in großer Not einen barmherzigen Samariter. Solche Samariter werden in diesen Tagen wieder dringend gebraucht. Wir wissen es, sehen es.  Die Welt kommt jeden Abend in unser Wohnzimmer zu Besuch. Bitte nicht abschalten.

Pfarrerin Gabriele Herbst aus Magdeburg.


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