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01.02.2021
Ich bin Heide

„Sie sind ja bei der Kirche,“ sagt der Monteur, während er die Haustechnik wartet.

Vorher hatten wir über das Wetter und natürlich das Virus geplaudert – mit Abstand und Maske versteht sich.

Und dann ganz plötzlich: „Ich bin nämlich Heide“ sagt er und sieht kurz auf.

Er ist mir sympathisch und kurz überlege ich, was er mir damit sagen will.

Normalerweise sind solche Gespräche schnell zu Ende, weil sie langweilig sind.

Nicht selten sind es Menschen, die irgendwann mit 20 aus der Kirche ausgetreten sind oder nie getauft wurden.

Nun, 30 Jahre später glauben sie noch immer, das sei irgendwie cool und originell.

Ist es nicht, sondern langweilig. 

Viel interessanter wäre zum Beispiel das Bekenntnis: Ich bin Christin, aber ich habe viele Fragen.

Der Monteur an unserer Heizung ist also Heide.  

„Was heißt das für Sie?“ frage ich ihn.

Er legt das Messgerät beiseite, sieht mich an und sagt:

„Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod“

„Ich glaube das“, erwidere ich. „Nehmen wir an, ich hätte damit recht – was dann?“

„Dann hätte ich ein Problem.“  „Und Sie wären kein Heide mehr.“

„So schnell geht das?“

„Na, wenn Sie über die Ewigkeit nachdenken, kommen Sie ohne Gott nicht aus.“

„Ach,“ sagt er, „geben Sie mir dafür Zeit, bis ich im Herbst wiederkomme“

„Wenn`s um die Ewigkeit geht, habe ich Zeit,“ sag ich.

Und weiß: Nicht jeder ist Heide, der sich dafür hält, denke ich;

aber darüber reden wir im Herbst.

Mit viel Zeit grüßt aus Dessau

Joachim Liebig


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