14.08.2024
In Frieden
Früher, als Kind, bin ich mit meiner Oma immer gern auf den Friedhof gegangen. Wir haben Opas Grab gegossen und ein bisschen Unkraut gezupft.
Oma hat dort oft Leute getroffen, meistens auch Witwen wie sie. Sie haben sich dann in den Schatten auf die Bank gesetzt unter der schönen großen Linde und erzählt. Ich glaube, das hat Oma gut getan, vor allem in den ersten Jahren nach dem Tod meines Großvaters. Sie wusste, dass sie nicht allein ist mit ihrer Trauer. Und die Gespräche, natürlich auch über das Neueste im Dorf, haben ihr geholfen, wieder einen eigenen Alltag zu finden.
Ganz selbstverständlich haben wir auch bei den Gräbern von Verwandten oder Bekannten vorbeigeschaut. Wir standen davor, haben ein bisschen mit den Verstorbenen geredet und wenn nötig das Grab gegossen. Hin und wieder haben wir auch jemanden an Opas Grab angetroffen.
Manche möchten heute eine Urne lieber mit nach Hause nehmen und hätten gern, dass das Bestattungsgesetz dahingehend geändert wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre.
Die Toten gehören uns nicht. Und Freunde oder Bekannte haben auch das Bedürfnis, mal ans Grab zu gehen. Das ist doch schön. Die hätten es dann aber viel schwerer. Die müssten sich jedes Mal mit den Angehörigen verabreden.
Der Friedhof ist für alle zugänglich.
Und man ist dort nicht allein. Man trifft andere, die auch jemanden verloren haben. Man trauert, aber gemeinsam.
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Einen friedlichen Tag wünscht Ihnen Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg