29.08.2023
Inklusion
Lara ist 9 und besucht die Grundschule. Sie ist ziemlich fischelant- sagt man bei
uns. Also gewitzt. Sie liebt ihre Filly-Pferdchen und Toca Boca-Figuren und ist gut in
Sachkunde und Mathe. Ihre beste Freundin Merle sitzt im Unterricht meistens neben
ihr. Rechnen ist nicht so deren Stärke, aber dafür schielt Lara manchmal zu ihr
rüber und hilft ihr ein bisschen. Nur Lukas gibt hin und wieder blöde Sprüche von
sich, denn Lara kann nicht laufen. Sie sitzt nämlich im Rollstuhl. Mit den anderen auf
dem Schulhof herumrennen ist also nicht. Deshalb tun ihr die Sprüche von Lukas
echt weh. Aber sie kann sich wehren – und Merle und ein paar andere halten
sowieso zu ihr. Außerdem soll Lukas mal ganz still sein, der bekommt in den
meisten Fächern wenig auf die Reihe. Da ist Lara dreimal besser.
Beim Abendbrot, unterhalten sich Laras Eltern über so einen Politiker, Bernd oder
Björn oder so, den Namen hat sie nicht genau verstanden.
Der hätte gesagt, es sei nicht gut, dass Kinder mit Behinderung mit anderen Kindern
zusammen lernen. Wie bitte? Lara fragt, warum. Doch als ihr Vater zu einer Antwort
ansetzt, klingelt das Telefon. Merle ruft an und fragt, ob sie am Samstag Lust hätte,
zu ihr zum Spielen zu kommen. „Jaaaa!“ ruft Lara begeistert. Merle hat nämlich zwei
kleine Kaninchen und eine Katze und außerdem einen Aufzug im Haus.
Diesen Björn oder Bernd hat Lara da schon längst wieder vergessen.
Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg