07.11.2024
Jugendwort Aura
„Hey ich hab eine Minus-50-Aura, aber dafür heb ich die Schere, bin ja kein Talahon.“
Keine Sorge, ich hätte den Satz auch nicht verstanden, obwohl ich viel mit Jugendlichen zu tun habe.
Die Worte Aura, Talahon und Schere standen zur Auswahl für das Jugendwort 2024. Ein Buchverlag ließ Jugendliche jetzt schon zum 17. Mal über das Jugendwort des Jahres abstimmen, und die drei Favoriten kamen eben in diesem komischen Satz vor: Aura, Talahon und Schere.
Also Lisa hat eine MinusAura – eine schlechte Ausstrahlung - weil sie sich ziemlich blöd angestellt hat. Mehmet wird als Talahon bezeichnet, denn er trägt eine gefakte Markenjacke und läuft mit Goldkettchen durch die Gegend. Viele meinen: Mehmet will sich wichtig machen.
Und Karl hat beim Onlinezocken einen Fehler gebaut. Er sieht das ein und sagt: „Ich heb die Schere.“ Was er meint: Sorry, meine Schuld.
Man kann über diese Jugendworte denken, wie man will. Sie benutzen oder es sein lassen. Es cool oder blöd finden, so zu reden. Die Frage ist nur: Wie können wir einander gut verstehen? Über die Generationen und über die Kulturen hinweg. Und wollen wir das überhaupt? Einander verstehen - wenn wir reden UND wenn wir hören?!
Gewonnen hat in diesem Jahr ganz knapp das Wort Aura vor Talahon. Aber das ist völlig unwichtig. Denn gewinnen tun wir alle, wenn wir bewusst miteinander im Gespräch bleiben. Egal, wie alt wir sind, welche Musik wir hören, und welche Klamotten wir tragen. Aber gerade, wenn wir verschiedene Meinungen haben, und wir merken: „Hey ich verstehe dich gar nicht“ – genau dann lasst uns miteinander reden und versuchen einander zu verstehen.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg